Mit Asrael wird in Bonn der Opernerstling von Alberto Franchetti reaktiviert – und damit eine genuin italienische Grand opéra.
Von Kai Luehrs-Kaiser
Man muss nur dranbleiben. Dann kommt man ans Ziel. Wer hätte gedacht, dass sich nach Jahren zäher Ausgrabungsarbeit die Opern von Meyerbeer, Berlioz, Schreker und Zemlinsky doch noch an unseren Bühnen durchsetzen würden? Es gibt zwar, wie Schrekers Singender Teufel lehrt, noch immer Werke, die der Entdeckung harren (ab Frühjahr 2023 in Bonn). Grundsätzlich aber sind viele durch die Wiederentdeckungstür, die lange schon einen Spalt offensteht, hindurchgegangen.
Einer der rührigsten Exhumierer ist der in Bonn als Operndirektor tätige Andreas K. W. Meyer. Insider kennen ihn, weil er der dramaturgische Zuarbeiter, ja die treibende Kraft hinter Kirsten Harms war, als diese von 2004 bis 2011 Intendantin an der Deutschen Oper Berlin war (und zuvor in Kiel). Harms hatte sich auf Wiederentdeckungen spezialisiert. Manchmal waren diese für das große Haus etwas zu klein gedacht. Harms scheiterte leider. Gelegentlich indes gelangen ihr – dank der Beharrlichkeit ihres damaligen Dramaturgen Andreas K. W. Meyer – echte Coups.
Als schönstes Projekt von damals bezeichnet Meyer die Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna von Walter Braunfels; es war die letzte Arbeit des – schon vom Krankenbett aus inszenierenden – Christoph Schlingensief. Tatsächlich eine tolle Aufführung, so dass man der ganzen Ausgräberitis nachträglich ein blütenweißes Zeugnis ausstellen möchte. Verdienstvoll war sie allemal.
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