Gewichtiger Saisonauftakt: In Köln feiert Mitte September Richard Strauss‘ Die Frau ohne Schatten Premiere. Die Inszenierung des ressourcenverschlingenden Werks stammt von Katharina Thoma, die damit ihren Regie-Einstand am Haus gibt. Sie geht der Frage nach, wie viel von unserer heutigen Realität in dem symbolüberfrachteten Märchenstoff verborgen liegt.
Von Stephan Schwarz-Peters
Vielen gilt Die Frau ohne Schatten als Paradebeispiel einer sperrigen Oper. Die sitzfleischerfordernde Länge von über vier Stunden mögen erfahrene Abonnenten noch sportlich nehmen, und auch die vom hochdramatisch besetzten Ensemble sowie dem 100-köpfigen Orchester produzierte Phonstärke der Partitur ist für die meisten kein Problem. Doch dann gibt es noch den schwer verständlichen, fast hermetischen Text, der in hochtrabendem Tonfall eine symbolgeladene Handlung vorantreibt, bei der selbst die Programmheftzusammenfassung kaum simpel ausfallen kann. Auch Hugo von Hofmannsthal, Strauss‘ berühmtester literarischer Mitarbeiter und auch bei diesem Werk fürs Libretto zuständig, war sich der Problematik bewusst. Allein, er konnte keine einfacheren Worte finden für das zunächst sehr schlicht und volkstümlich gedachte, dann aber immer größere Dimensionen annehmende Märchen von der Geisterprinzessin, die durch den Gewaltakt eines Mannes in eine irdische Kaiserin verwandelt wurde und nun, zwecks vollständiger Transformation in einen Menschen, einen Schatten und mit ihm die Fähigkeit zu Gebären erhalten soll: Hofmannsthal‘sche Privatmythologie vom Feinsten, so unübersichtlich wie das Beschilderungssystem auf italienischen Autobahnen. Der Autor selbst hatte parallel zum Opernprojekt den Plan, das Ganze in die literarische Form eines Kunstmärchens umzugießen.
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