Mit Lili Elbe bereitet das Theater St. Gallen gerade die Uraufführung der weltweit ersten Oper vor, in deren Fokus eine Trans-Figur steht. Ein Werkstattbericht.
Von Georg Kasch
„Was siehst Du, wenn Du mich jetzt anschaust?“, fragt Lili. „Ich sehe eine Frau namens Lili“, singt Gerda, die Lili gerade zum ersten Mal als Frau malt, und diese aufsteigende Phrase mit ihren leicht stolpernden Triolen überm Viervierteltakt, mit dem sie den Namen Lili wiederholt, hat etwas unsicher Tastendes, Flirrendes. Es ist ein Ausprobieren, ein sich Einhören, sich an etwas Gewöhnen. An einen Namen, eine Identität, ein neues Leben. Gerda wird die Dimension ihrer Anrufung in diesem Moment noch nicht bewusst sein. Denn die, die sie da ruft, ist zu diesem Zeitpunkt noch ihr Mann, ein dänischer Maler, bekannt unter dem Namen Einar Wegener. Und zugleich Lili Elbe, die nur wenige Jahre später als eine der ersten Frauen in die Geschichte eingehen wird, die eine geschlechtsangleichende Operation vornehmen und offiziell ihren Namen ändern lässt. Sie selbst hat ihr Leben und ihre Transition 1931 in einem Buch beschrieben. Wenig später starb sie – nach einer missglückten vierten Operation.
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