An der Oper in Amsterdam zeigt Jetske Mijnssen den zweiten Teil von Donizettis Tudor-Trilogie. Dabei kann sich die Regisseurin nicht so recht entscheiden, was sie mit Maria Stuarda eigentlich erzählen möchte.
Von Uwe Friedrich
Als die Regisseurin Jetske Mijnssen vor einem Jahr ihre Tudor-Trilogie der Donizetti-Opern mit Anna Bolena begann, stellte sie die junge Elisabeth als Kind auf die Bühne. Wo schon Heinrich VIII. skrupellos all jene Frauen aufs Schafott geschickt hat, die ihm im Weg standen, scheinen diese Methoden einige Jahre später auch für Elisabeth ganz naheliegend zu sein. Wieder hat Bühnenbildner Ben Baur eine Einheitsbühne entworfen, diesmal einen steil auf eine riesige Tür zulaufenden Raum, aus dem es kein Entrinnen gibt. Der erweist sich zwar akustisch als sehr hilfreich, leider aber auch als recht vorhersehbar im eingeschränkten Nutzungsspektrum. Selbstverständlich wird sich diese große Flügeltür im Finale öffnen, damit Maria Stuarda statt zum Richtblock in einen gleißend weiß strahlenden Todesraum schreiten kann, während Elisabeth im Vordergrund über sie triumphiert.
Elisabetta (wie sie im Italienischen heißt) ist fast immer anwesend in diesem trichterförmigen Raum. Ihr schlechtes Gewissen scheint sie von Anfang an zu beherrschen, wobei nicht klar wird, ob die Regisseurin die Geschichte der Dreiecksbeziehung zwischen Maria, Elisabeth und Leicester als Rückblende-Erinnerung der überlebenden Königin erzählen oder lieber die Skrupel der Regentin zeigen möchte. Den groß angelegten Szenen Donizettis, in denen die Seelenregungen der handelnden Figuren in Cavatine und Cabaletta aufgespalten werden, traut sie jedenfalls nicht. Deshalb fügt sie immer wieder Tänzerinnen und Tänzer hinzu, die wahlweise die Handlung nacherzählen oder albtraumhaft kommentieren. Wenn Maria von der Befreiung träumt, werden Elisabeth-Doubles erwürgt und stehen wieder auf, um erneut erwürgt zu werden. Bei anderer Gelegenheit wirbeln die Reifröcke. In Mijnssens Anna Bolena-Inszenierung vor einem Jahr haben die Spiegelungen der Protagonisten durch Tänzerinnen und Tänzer besser funktioniert. Diesmal wird aber in der Choreografie von Lillian Stillwell so viel getanzt, gebarmt und gezappelt, dass die musikalische Gestaltung in diesen Szenen ins Hintertreffen gerät.
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