Szenischer Leerlauf und eine schwache Besetzung sorgten in Graz für eine enttäuschende Premiere von Wagners Fliegendem Holländer. Lediglich aus dem Orchestergraben kamen berückende Momente.
Von Isabella Steppan
Wenn ein Regiekonzept im Programmheft erklärt werden muss, spricht dies selten für die Qualität einer Inszenierung. Den deutlichen Beweis für diese These liefert an der Oper Graz nun die Regisseurin Sandra Leupold mit ihrer Interpretation von Wagners Fliegendem Holländer. So wird dem Publikum noch vor der Inhaltsangabe die Prämisse des Abends wie folgt erläutert: „Der junge Richard Wagner schafft sich selbst. Aus den Tiefen des Mythos tauchen die Figuren auf […] Er zwingt sie in sein Drama hinein.“ Aus diesem Grund muss also ein Schauspieler (Stephan Offenbacher erledigt diese Aufgabe durchaus rollendeckend) die Charaktere auf der Bühne mit fuchtelnden Bewegungen hin- und herschicken, was nicht immer erfolgreich gelingt, denn – wir erinnern uns an die Hinweise im Programmheft – er zwingt die Figuren ja in sein persönliches Lebensdrama.
Nun ist dieses Konzept einerseits in keiner Weise neu und erweist sich andererseits im Laufe des Abends als nicht dazu geeignet, spannende Facetten dieser schaurig-romantischen Liebesgeschichte herauszuarbeiten. Leupold gelingt es überdies nicht, die Charaktere durch die Personenführung plastisch zu gestalten, denn sie alle verkommen zu Karikaturen ihrer selbst: Der Holländer steht finster dreinschauend herum, Senta blickt wahlweise entrückt um sich, läuft manisch umher oder besprüht die Wände mit weißer Farbe, und Daland muss geldgierig eine Schatzkiste anschmachten, während er dem Holländer seine Tochter verspricht.
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