Am Schluss grinst Marnie maliziös ins Publikum: Ist nun alles gut, die notorische Diebin und Betrügerin geläutert, wie die Musik es vorgibt? Denkste, sagt Peter Carp, Intendant und Regisseur der neuesten Opernproduktion am Theater Freiburg – und gibt seiner Hauptfigur im buchstäblich allerletzten Moment einen Twist.
Von Tobias Gerosa
Diese Marnie – Titelfigur von Nico Muhlys 2017 von der English National Opera London und der Met in New York bestellten und gespielten Oper – stammt aus dem Roman von Winston Graham und wurde in den 1960er-Jahren durch die Verfilmung Alfred Hitchcocks berühmt. Sie manipuliert, klaut, wechselt ihre Identitäten und liebt nichts, außer ihrem Pferd. Die Oper spielt im England der späten 1950er-Jahre, die in Su Bühlers Kostümen am Theater Freiburg klassisch elegant erscheinen – sogar das Heer der Bürofräuleins ist hier geschmackvoll und stilsicher gekleidet. Die Szenen im Umfeld der Upper Class, in die sich Marnie halb hineinkämpft und in die sie mindestens halb hineinerpresst wird, könnten direkt aus einem Modemagazin stammen. Auch Kaspar Zwimpfers raffiniert einfach gestaltete Bühne ist schön und dank weniger Requisiten variabel genug, um zusammen mit der dezent die Blicke steuernden Beleuchtung das Auge fast drei Stunden lang ohne große Verwandlungen zu fesseln und die Szenen naht- und pausenlos zu verbinden.
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