Die üppige Bühne wirkt ein wenig beliebig in der Ottone-Inszenierung von Carlos Wagner bei den Händelfestspielen Karlsruhe. Gesungen wird dafür umso stimmiger.
Von Roland H. Dippel
Dieses retro-barocke und mit modernem Sicherheitszubehör an Gestängen, Treppen und Galeriegängen versehene Bühnenbild ist auf opulente Weise geheimnislos. Umso strahlender leuchtete die bezwingende musikalische Gesamtleistung dieser Neuinszenierung bei den Internationalen Händelfestspielen Karlsruhe. Ottone, re di Germania stand auf dem Plan und damit eine jener Händel-Opern, welche als Beweis für die Stoffvielfalt der Barockoper gelten. Eineinhalb Jahre vor Händels heute bekanntester Opera seria Giulio Cesare in Egitto im Januar 1723 am Londoner King’s Theatre Haymarket uraufgeführt, wurde sie in Oskar Hagens Göttinger Händel-Renaissance vor 100 Jahren nach Rodelinda der nächste Fund.
Seit einigen Jahren erfreut sie sich zunehmender Beliebtheit, selbst wenn Ottone an der noch immer explodierenden Händel-Diskografie nur peripheren Anteil hat. In der Uraufführung von Ottone sang Francesca Cuzzoni erstmals in Händels Opernkompanie mit, in der Titelpartie brillierte der Starkastrat Senesino. Nicola Francesco Haym orientierte sich in seinem Libretto an Antonio Lottis Oper Teofane für Dresden 1719: Der mehr seinen zarten Gefühlen für die Byzantinerin Teofane nachsingende als militärisch durchgreifende Titelheld, Sohn von Otto I., ist in erotischer Konkurrenz zum von seiner ehrgeizigen Mutter Gismonda angetriebenen Adelberto. Dieser wird überdies von der zwischen Liebe und politischem Lagerwechsel schwankenden Matilda attackiert.
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