Das Rossini Opera Festival in Pesaro konzentriert sich in diesem Jahr auf die ernsten Stücke seines Namenspatrons. Der Vergleich ist zwar spannend, aber auch etwas eintönig.
Von Uwe Friedrich
Es geht um Krieg, heroische Männer, leidende Frauen, ungerechte Herrscher, aber alle Geschichten enden gut. In diesem Sommer gibt sich das Rossini Opera Festival (ROF) in Pesaro, dem Geburtsort des Komponisten, mit drei ernsten Opern recht monothematisch. Adelaide, Cristina und Zenobia haben es nicht leicht im Leben, dafür aber sehr viele Gelegenheiten, dem geneigten Publikum ihr schweres Schicksal in ausgedehnten Koloraturarien nahezubringen. Während heute seine Komödien populärer sind, wurde Gioachino Rossini von seinen Zeitgenossen vor allem für die Tragödien geschätzt, die Konzentration auf dieses Genre zeigt aber vor allem, wie schwierig es ist, diese Werke überzeugend zu inszenieren.
Eduardo e Cristina
Der Regisseur Stefano Poda hat für seine bewegte Kunstinstallation von Eduardo e Cristina nicht nur Bühnenbild und Kostüme entworfen, sondern zeichnet auch für das Licht und die Choreografie einer vielköpfigen Tänzerschar verantwortlich. Vor einer weißen Vitrinenlandschaft mit liegenden Statuen, die an ein Leichenschauhaus oder ein Skulpturenmuseum erinnern, bewegen sich die Tänzerinnen und Tänzer. Sie zweifeln und trauern, stolpern und fallen, kommentieren oder ergänzen die Handlung mit ihrer Choreografie. Das hat den Vorteil, dass während der langen Szenen immer geschmackvolle Geschäftigkeit auf der Bühne herrscht, ohne die Sänger weiter zu stören. Die Handlung scheint zwar kompliziert, ist aber letztlich recht simpel: Cristinas Vater will sie aus politischen Gründen mit Giacomo verheiraten, weiß aber nicht, dass sie mit Eduardo bereits ein Kind hat. Schnell wird klar, dass sie ihren Mann nicht verlassen wird, beide werden zum Tode verurteilt, nach opernüblichen Verwirrungen bleibt ihnen die Hinrichtung aber erspart.
Im Jahr 1819 war Rossini bereits so etabliert, dass jedes nennenswerte Opernhaus Italiens mit der Premiere eines seiner Stücke reüssieren wollte. In Venedig wurde ihm deshalb gestattet, bereits in Neapel erprobte Musik neu zu kombinieren, so dass Eduardo e Cristina stellenweise so klingt, als hätte jemand im mp3-Player mit Adelaide di Borgogna und Ermione versehentlich die Shuffle-Taste gedrückt. In Venedig kannte diese Melodien ohnehin noch niemand, und weil die italienische romantische Oper in der obligatorischen Form der dreiteiligen Scena aus Cavatina, Zwischenspiel und Cabaletta immer wieder auf ähnliche Seelenzustände hinausläuft, funktioniert diese Musik auch in anderer Kombination zum neuen Text erstaunlich gut.
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