An Düsseldorfs Deutscher Oper am Rhein feiert Bellinis La sonnambula in einer hochpoetischen Regiefassung von Johannes Erath Premiere. Mit von der Partie: ein hörenswertes Ensemble sowie ein Chorkollektiv, das mit einer herausragenden Leistung glänzt.
Von Stephan Schwarz-Peters
Traum, Entrückung, Somnambulismus: Wo die Gestade des Unterbewusstseins gestreift werden, liegt der Glaube an Überirdisches, an Besuche aus dem Reich der Geister und Gespenster oft nicht fern – vor allem in weniger entwickelten Gesellschaften wie jenem abgelegenen Dörfli-Idyll in den Schweizer Alpen, in dem Vincenzo Bellini sein wohl entzückendstes Werk, das pastoral-folkloristische Melodramma La sonnambula, angesiedelt hat. Trotz des glimpflichen Ausgangs, der Melodienfülle und der fröhlichen Volks- und Hochzeitschöre segelt das 1831 uraufgeführte Stück ganz dicht am Abgrund – und genau dorthin führt es auch der Regisseur Johannes Erath in seiner jüngsten Inszenierung für die Deutsche Oper am Rhein.
Die verschiedenen Ebenen des Träumens und Wachens – und des Agierens in den jeweiligen Zuständen – sind in Bernhard Hammers Ausstattungskonzept schon angedeutet. Während die untere Bühnenhälfte dem Geschehen rund um die beinahe verpatzte Hochzeit Elvinos und Aminas, der heimlichen Rückkehr des Grafensohns Rodolfo und den eifersüchtigen Intrigen der Liebesrivalin Lisa vorbehalten bleibt, entfalten sich die visionären Schlafwandel-Episoden in der oberen Hälfte. Mit seinen zahlreichen gepolsterten Kulissenelementen, den sanften dunklen Farben (eine Studie über Violett-Töne) und den oft extrem langsamen Bewegungsabläufen fühlt man sich selbst ein wenig wie ins Federkissen gedrückt.
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