Markus Lüpertz malt in Meiningen eine Oper: Puccinis La bohème. Allein durch die Anwesenheit des Malerfürsten wurde die Premiere zu einem Event.
Von Joachim Lange
Dass der neue Meininger Intendant Jens Neundorff von Enzberg den Maler Markus Lüpertz engagiert hat, um Puccinis La bohème nicht nur auszustatten, sondern gleich zu inszenieren, ist für sich betrachtet schon ein Coup. Künstler seines Kalibers prägen, wenn sie künstlerisch das Fach wechseln, eine Inszenierung schon allein durch ihre Ausstattung. Ganz gleich, wer unter ihnen Regie führt. So kam es beispielsweise zu Jörg Immendorffs Nase in Berlin, zu einem Parsifal von Georg Baselitz in München oder zu Neo Rauchs Lohengrin in Bayreuth, die als Paradebeispiele für eine solche optische Dominanz gelten dürfen. Im Fall von Meiningen ist mit Markus Lüpertz allerdings tatsächlich auch der Regisseur mit benannt. Mit der Einladung eines so berühmten 80-jährigen Regie-Neulings durfte sich das traditionsreiche Staatstheater überregionaler Aufmerksamkeit sicher sein. So viel Medienrummel und Vorfeldaufmerksamkeit gab es selbst in der Theaterhochburg Meiningen seit dem Ring des Nibelungen von Christine Mielitz, Alfred Hrdlicka und Kirill Petrenko vor 20 Jahren nicht mehr.
Dabei ging nicht nur die Spekulation auf ein Gesamtkunstwerk mit überregionaler Ausstrahlung auf, die Meininger hatten mit dem Zeitfenster für die Premiere auch noch Glück. Wie jedes Theater, dem gegenwärtig eine Premiere gelingt, war auch in Meiningen allein schon die Tatsache, dass der Vorhang hochging, ein kleiner Triumph über die Pandemie. Aber auch über eine Politik, die Theaterdichtmachen mit effektiver Virusbekämpfung verwechselt. Kurz nach der Premiere schlossen die Theater in Thüringen nämlich schon wieder für einige Wochen ihre Pforten.
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