Das Oldenburgische Staatstheater bringt die späte szenische Erstaufführung von Rameaus Les Boréades in Deutschland in symbolischer Historisierung als Vorrevolutionsoper heraus.
Von Andreas Berger
Musikalisch sind diese Oldenburger Sturmgötter ein Fest. Jean-Philippe Rameaus Boréades erfahren unter Leitung des französischen Rameau-Experten Alexis Kossenko in Deutschlands hohem Norden eine höchst stilsichere Interpretation. Kossenko, der an gleicher Stelle bereits Rameaus Les Paladins herausbrachte, erzielt mit dem Oldenburgischen Staatsorchester einen hinreißend durchsichtigen, rhythmisch präzisen Barockklang, der von großem Einfühlungsvermögen der Musiker für diese abseits des Repertoires gelegene Kompositionskunst kündet. Das stimmt von den ersten Hornrufen zur Jagd bis zu den vielfältigen perkussiven Einfällen, die von Schellentrommel über Glöckchen bis zu magisch gestrichenen Klangstäben reichen.
Und dabei schlägt der Perkussionist als Trommler der Revolution auch auf der Bühne den Takt einer neuen Zeit. Nachdem Corona die Übernahme von Barrie Koskys Inszenierung der Boréades aus Dijon nach Berlin verhindert hat, wurde die Oldenburger Premiere nun auch zur späten szenischen Erstaufführung dieser Barockoper in Deutschland. Der Regisseur Christoph von Bernuth macht sich hierfür den historischen Hintergrund des 1763 kurz vor seiner Uraufführung abgesetzten Werks zunutze. Die konzertante Uraufführung wurde erst 1975 in London nachgeholt, die szenische 1982 in Aix-en-Provence, und in Deutschland gab es bislang nur die Konzertversion, 1996 in Stuttgart.
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