In Dortmund versetzt der Puppenspieler Nikolaus Habjan Puccinis Tosca in eine Ruinenlandschaft. Das ist geschmackvoll und recht elegant bebildert, ohne größere Peinlichkeiten, aber auch ohne besondere Schärfung.
Von Uwe Friedrich
Ob ein Bombentreffer oder ein Erdbeben das Kirchengewölbe zum Einsturz brachte, bleibt ebenso ungeklärt wie die genauen zeitlichen Umstände, in denen der Regisseur Nikolaus Habjan seine Inszenierung von Puccinis Tosca spielen lässt. Die Kostüme von Denise Heschl verweisen eher auf eine Gewaltherrschaft des 20. Jahrhunderts als auf die Napoleon-Zeit, in der dieser Psychoschocker um naiven Freiheitsdrang, grenzenlose Eifersucht und sadistische Gewalt ursprünglich spielt. Abgesehen von der akuten Reibung mit dem Text, wenn im zweiten Akt von Napoleons Niederlage gesungen wird, funktioniert das ganz gut. Schließlich ist Tosca kein dokumentarisches Geschichtsdrama, sondern eine effektvolle Erfindung, die schon von den Machern eher zufällig im frühen 19. Jahrhundert angesiedelt wurde.
Diesmal restauriert Cavaradossi also das beschädigte Monumentalgemälde einer Frau, nur der Mund muss noch ausgepinselt werden, als der entflohene Revolutionär Angelotti über die Trümmer ins Kirchenschiff stolpert. Nun nimmt die Geschichte ihren vorgeschriebenen Gang, geschmackvoll und recht elegant bebildert, ohne größere Peinlichkeiten, aber auch ohne Schärfung, wie sie dem Puppenspieler Habjan nicht nur in seinen eigenen Stücken immer wieder gelingt, sondern wie er sie auch in seiner Bearbeitung von Mozarts Entführung aus dem Serail in Dortmund gezeigt hat.
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