David Butt Philip hat sich vom Bariton zum Tenor „hochgearbeitet“. Im Interview spricht er über die Tenorrollen des deutschen Fachs und den schockierenden Bedeutungsverlust von Musik und Kultur im gesellschaftlichen Leben Englands.
Von Uwe Friedrich
Britische Sänger haben in der Regel entweder eine Karriere daheim im Vereinigten Königreich oder sie treten international auf, dann aber weniger in der Heimat. Man bleibt abgesehen vom Londoner Opernhaus Covent Garden oder dem Festival in Glyndebourne gerne unter sich. Warum ist das so?
Sie dürfen nicht vergessen, dass die britische Opernlandschaft sehr überschaubar ist. Im Konzertleben ist das anders, das blüht im ganzen Land. Aber sie können im gesamten Vereinigten Königreich im Jahr nur etwa so viele Opernaufführungen sehen wie beispielsweise allein in Berlin oder Wien. Da sind die Arbeitsmöglichkeiten auf höchstem künstlerischem Niveau einfach eingeschränkt. Im Ausland hat man als Opernsänger deutlich mehr Auftrittsmöglichkeiten. Wenn Sie ganz oben mitspielen möchten, bleibt ihnen kaum etwas anderes übrig, als das Land zu verlassen. Ich habe alles in Großbritannien gemacht, was ich machen konnte. Das habe ich sehr genossen, und ich würde gerne mehr in meiner Heimat arbeiten. Aber 95 Prozent meiner Rollenangebote sind einfach im Ausland, also trete ich inzwischen hauptsächlich an diesen Häusern auf.
Wie sahen Ihre ersten Schritte auf den englischen Opernbühnen aus?
Nach meiner Zeit im Jette-Parker-Programm, dem Nachwuchsprogramm von Covent Garden, habe ich knapp drei Jahre lang nur im Vereinigten Königreich gesungen. Das ging hin und her zwischen der English National Opera, Opera North, Opera Holland Park und Glyndebourne. Das war großartig, und ich hatte Glück, dass ich so viele Auftrittsmöglichkeiten bekam. In den nächsten Jahren habe ich einige sehr schöne Produktionen im Kalender stehen, aber ich würde gerne öfter in Großbritannien auftreten, weil dort auch meine Familie lebt. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der britischen Kulturförderung sieht das aber nicht sehr vielversprechend aus.
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