Robert Dean Smith ist das beste Beispiel, dass sich eine „gründlich gemachte“ Karriere lohnt – und dass man auch behutsam an die Spitze kommt. Nicht zuletzt als Bayreuth-Sänger war der amerikanische Heldentenor so erfolgreich, dass ihn Wolfgang Wagner am liebsten geklont hätte. Jetzt hat er sich ins Privatleben zurückgezogen.
Von Stephan Schwarz-Peters
Seit März ist Schluss. „Ich bin jetzt offiziell in Rente“, sagt Robert Dean Smith, der zur klugen Sorte von Sängern zählt, die die Bühne im Vollbesitz ihrer künstlerischen Kräfte verlässt. Und wenn sich jemand aufs Privatleben freuen kann, dann der stimmgewaltige Amerikaner Jahrgang 1956. Gemeinsam mit seiner Frau hat sich Smith schon vor 23 Jahren im Tessin niedergelassen, jener italienisch-schweizerischen Traumlandschaft, die der liebe Gott an einem seiner besten Tage erschaffen hat. Statt Wagner wartet hier die Gartenarbeit auf den pensionierten Heldentenor, und wenn das Wetter schön ist, knattert er durch die Berge. „Ich habe eine 78er Honda-Maschine, ein echter Oldtimer, die ich eigenhändig auf Vordermann gebracht habe“, berichtet der spät berufene Motorradfahrer und -schrauber. Auf das Hobby gebracht habe ihn seine Frau, die ihm schon vor einiger Zeit eine Vespa geschenkt – und sich selbst so der Möglichkeit beraubt hat, Beschwerden über die PS-Leidenschaft ihres Mannes vorzutragen. „Sie beschwert sich nur, wenn ich zu laut Flöte spiele oder dabei falsch intoniere“, sagt Smith, den die Leidenschaft für Musik noch immer umtreibt. Ein Stück weit ist er dabei wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt.
Neben der (ebenfalls neu entdeckten) Flöte nimmt Robert Dean Smith nämlich auch sein Saxofon wieder zur Hand. Es stand am Anfang seiner musikalischen Laufbahn. „Saxofon war mein zweites Hauptfach im Studium neben dem Gesang“, sagt Smith, der als Jugendlicher von ganz unterschiedlichen, jedoch nicht unbedingt klassischen musikalischen Einflüssen umgeben war, ehe er mit 17 die erste Oper seines Lebens hörte. „Für mich war das eine völlig neue Welt“, sagt er, „dass ich aber einmal selbst als Opernsänger auf der Bühne stehen würde, wäre mir im Traum nicht eingefallen. Dennoch gab es nach der Highschool für mich keine andere Wahl als ein Musikstudium.“ An der Pittsburg State University in seinem Heimatstaat Kansas arbeitete er mit großem Einsatz an seiner Gesangstechnik, schaffte nach dem Bachelor-Abschluss den Sprung an die Juilliard School in New York, wo er, noch immer als Bariton, seine Ausbildung vorantrieb. „Trotzdem ging ich damals immer noch eher von einer beruflichen Laufbahn als Musiklehrer aus. Bei uns in den USA gibt es sonst nicht so viele Möglichkeiten, Musik zum Beruf zu machen“, sagt Smith.
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