König Ludwig II. war ein Liebhaber des Theater – und gab sich dem Genuss am liebsten allein hin: Mehr als 200 Aufführungen fanden vor ihm als einzigem Besucher statt. Eine Ausstellung im Deutschen Theatermuseum in München zeigt nun die geheimnisvolle Welt der exklusiven Aufführungen für den König.
Von Klaus Kalchschmid
Allerlei nicht belegbare Legenden ranken sich um die sogenannten Separatvorstellungen König Ludwigs II. im Münchner Hof- und Nationaltheater am Max-Joseph-Platz oder im benachbarten Residenztheater von 1753, heute nach seinem Architekten Cuvilliès-Theater genannt. Etwa die, dass der König zwar von keinem gemeinen Volk angestarrt und in seinem Kunstgenuss gestört werden wollte, aber aus (vielleicht nicht nur) akustischen Gründen junge Soldaten als Publikum im Parkett platzieren ließ. Wie sehr der König künstliche Welten brauchte, in denen er sich am liebsten allein bewegte, zeigen die prunkvollen Inszenierungen seiner Schlösser oder der berühmt-berüchtigte elektrisch beleuchtete Wintergarten auf dem Dach der Residenz mit aufgemaltem Himalaya-Panorama, riesigen Palmen und einem künstlichen See, auf dem er vom Boot aus echte Schwäne und andere Vögel bestaunen konnte.
Jetzt widmet sich eine reich ausgestattete, hervorragend gestaltete Kabinettausstellung im Deutschen Theatermuseum unweit von Residenz und Theatern den exakt 209 Theater-, Opern- und Ballettvorstellungen, die vor Ludwig II. als einzigem Besucher stattfanden. Zwischen 1872 und 1885 ließ sich der bayerische König diese Aufführungen präsentieren, teilweise wurden sie eigens geschrieben und inszeniert für diese exklusiven Abende, an denen der König aus seiner sanft erleuchteten Loge zuschaute, da er das Textbuch mitlas oder sich Notizen für Korrekturen machte. 154 Schauspiel-Aufführungen wurden gegeben, an 44 Abenden Oper sowie elf Ballette.
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