In Versailles wird Charpentiers David et Jonathas neu für die Bühne entdeckt. Die Kostüme dafür entwirft Christian Lacroix.
Von Kai Luehrs-Kaiser
Hier kommt die richtige Einstellung: „Wir machen es nicht, um Geld einzunehmen, sondern um Geld auszugeben.“ Nonchalant äußert sich so der französische Chef des Klassiklabels Château de Versailles Spectacles, Laurent Brunner. Er will: Geld sinnvoll ausgeben. Na also. Es gibt tatsächlich ein Konzept der substanziellen Geldvergeudung, der Freude am Ausgeben und am sinnreichen Investieren ins Richtige. Fragt sich nur noch: wofür?
Zum Ort des Sonnenkönigs Ludwig XIV., Versailles, passt die Einstellung wie die Faust aufs Auge. Hierauf bezieht sie sich auch. Ausgerechnet im Jahr 2018, auf dem Höhepunkt der allgemeinen CD-Rezession, gründete Laurent Brunner mit „Château de Versailles“ unverdrossen ein Klassik-Label, das seither zahlreiche, hochgelobte Operngesamtaufnahmen herausgebracht hat. Den Streaming-Markt, an dem sich darbende Labels nach Möglichkeit schadlos halten, verließ Brunner sogar wieder. Und zwar offensiv; fast könnte man sagen: unter Absingung schmutziger Lieder. Der Verteilungsschlüssel nämlich, nach dem Spotify, Deezer etc. Tantiemen auskehren, bemisst sich nach dem Marktanteil des jeweiligen Musiksegments. Wodurch es sich für Klassik-Labels nur dann lohnt, wenn man riesige Zugriffszahlen, sprich: einen sehr großem Backkatalog vorzuweisen hat. Nichts für Kleine.
Das Erfolgsgeheimnis ist stattdessen die enge Bindung an Live-Veranstaltungen im Schloss. Hierfür lassen sich sowohl Sponsoren finden als auch Karten verkaufen. Neuestes Projekt: David et Jonathas von Marc-Antoine Charpentier. Die biblische Oper ist ein Hauptwerk des Zeitgenossen – und auf Geheiß von Molière auch z.T. Nachfolgers – von Jean-Baptiste Lully. Von David et Jonathas gibt es bereits zwei wichtige Aufnahmen. „Das Werk ist so gut, dass einzelne Versionen immer noch große Unterschiede aufzeigen. Neuaufnahmen bleiben interessant“, so Label-Chef Brunner. Er lässt sich nicht irritieren.
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