Das Staatstheater Meiningen reaktiviert die Oper Santa Chiara von Herzog Ernst II.: ein spannender Beitrag zur Wiederbegegnung mit Beiträgen deutscher Komponisten zur Grand opéra, auf die Wagner lange den Blick verstellte.
Von Roland H. Dippel
Was hörte das mitteleuropäische Publikum in Theatern, während Richard Wagner auf die Dresdner Mai-Barrikaden ging und im Zürcher Domizil die Theorie seines Kunstwerks der Zukunft entwickelte? Bis heute verstellen Wagners Innovationen eine Auseinandersetzung mit den deutschen Nebeneffekten der Grand opéra. Weder die Aufnahme der Catharina Cornaro des Münchner Hofkapellmeisters Franz Lachner durch den Bayerischen Rundfunk noch die von Johann Joseph Aberts Ekkehard nach dem früher vielgelesenen Roman von Viktor von Scheffel mit Jonas Kaufmann und Christian Gerhaher oder die Aufführung von Heinrich Dorns Die Nibelungen am Theater Plauen-Zwickau lösten nachhaltige Neugier an dieser Werkgruppe aus. Die nächste Gelegenheit zur Entdeckung eines dereinst beliebten Stücks vergleichbarer Machart bietet das Staatstheater Meiningen ab dem 18. Februar.
In Santa Chiara geht es nicht, wie der Titel suggeriert, um die spirituelle Seelengefährtin Franz von Assisis, sondern um die zu Beginn des 18. Jahrhunderts unglücklich nach Russland verheiratete Charlotte Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel: eine erniedrigte Zarewna, ihre abenteuerliche Flucht aus dem Sarg und ein mediterranes Finale wie in Fedora oder Der Zarewitsch. Wieder einmal wurde dem Regisseur Hendrik Müller das „Sonderkommando für die unlösbaren Fälle“ aufgebrummt, wie zum Beispiel vor einigen Jahren am Theater Regensburg mit Puccinis Edgar. Erneut kam die Anfrage vom Intendanten Jens Neundorff von Enzberg, der in seiner ersten Meininger Spielzeit mit Johann Christian Bachs fulminant gelungener Opera seria La clemenza de Scipione, Wagners im nahe gelegenen Weimar uraufgeführten Lohengrin und Santa Chiara überregionales Publikum mit mitteldeutschen Regionalbezügen verführen will.
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