Wie ein Relikt aus fernen Zeiten wirkt der Kapellmeister der alten Schule: ein Grabenmann, der sich an kleinen Opernhäusern Erfahrung, Reaktionsschnelligkeit, Repertoirekenntnisse erworben hat, um dann zu höheren Weihen aufzusteigen. Heute muss ein Opernmusikdirektor jedoch mehr sein: jung, sexy, ein Vordenker des Morgen, ein Teamplayer und Botschafter in einer multikulturell sich ausweitenden Gesellschaft. Ein Streifzug durch die aktuelle Szene.
Manuel Brug
Zwei Zäsuren, in jedem Fall. An der Wiener Staatsoper – wer immer nun auch es veranlasst hat – verlängert Musikdirektor Philippe Jordan seinen 2025 auslaufenden Vertrag Fünfjahresvertrag nicht. Und an der Berliner Staatsoper musste der dort unumschränkt regierende Daniel Barenboim kurzfristig zum 31. Januar im 81. Lebensjahr nach drei Jahrzehnten als Generalmusikdirektor zurücktreten – weil es ihm seine seit Jahrzehnten ausgelaugte, zuletzt besonders anfällige Gesundheit nicht mehr gestattete. Eigentlich wäre sein Vertrag noch bis 2027 gelaufen.
Zwei prestigeträchtige Vakanzen also, wobei die in Wien nicht mehr nachbesetzt werden soll. Direktor Bogdan Roščić will weiterhin nicht im Duett, sondern als Solist regieren. Und dort ist der nicht durchgängig okkupierte Posten sowieso meist ein Schleudersitz: Mahler, Karajan, Böhm, Maazel, Abbado und Welser-Möst, alle diese Pultgrößen schieden von diesem Grabensitz, oft vorfristig, meist im Unfrieden.
Jetzt weiterlesen!
Dies ist Premiummaterial. Testen Sie unsere Angebote, um den gesamten Artikel zu lesen.
Abonnieren
Das aktuelle gedruckte Heft jetzt bestellen oder komplett online lesen!Jetzt mit wenigen Klicks zum OPER!-Inhalt
Ausprobieren
Zwei ausgewählte Artikel kostenlos lesen? Dann registrieren Sie sich hier!In dieser Ausgabe kostenlos: