Die Oper ist nicht nur eine teure, sondern auch eine energieintensive Kunstform. In Zeiten des Klimawandels wird es höchste Zeit für mehr Nachhaltigkeit. Die Theater in Gelsenkirchen und Regensburg sind hier zum Vorreiter avanciert.
Von Georg Kasch
Oper ist eine Kunst der Verschwendung. Abend für Abend kommen auf und hinter der Bühne dutzende, oft hunderte Menschen zusammen, um ein flüchtiges Kunstwerk entstehen zu lassen. Oft massive Kulissen aus Stahl, Holz und Kunststoffen werden errichtet und wieder abgebaut, unzählige Leuchten und Scheinwerfer in Gang gesetzt, Künstler aus der ganzen Welt eingeflogen. Kurz: Oper gehört zu den energieintensivsten Kunstformen, personell, aber auch in Kilowattstunden von Strom und Gas.
Zugleich besteht kein Zweifel daran, dass sich insbesondere in den westlichen Ländern sehr viel ändern muss, um das Ziel zu erreichen, die globale Erderwärmung nicht mehr als 1,5 Grad Celsius steigen zu lassen. Vor einigen Wochen hat der aktuelle ICPP-Bericht in drastischer Deutlichkeit gezeigt, was auf uns zukommt: Dürren, Hitzewellen, Extremwetterereignisse, Wasserknappheit, Ernteausfälle, Überflutungen und ein deutlicher Anstieg des Meeresspiegels. Drei bis fünf Milliarden Menschen – das wäre die Hälfte der Menschheit – sind in den nächsten Jahren existenziell von der Klimakrise bedroht. Der Bericht zeigte auch, dass die Kluft zwischen dem, was notwendig wäre, und dem, was getan wird, kontinuierlich wächst.
Wenn sich nun die gesamte Gesellschaft beim Versuch, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren, nicht gerade mit Ruhm bekleckert – warum sollte dann ausgerechnet die Oper vorpreschen? Vielleicht, weil sie eine Kunstform ist, die immer neu von Menschenleid und Menschenhybris erzählt. Weil Kultur wie alle Bereiche der Gesellschaft in der Verantwortung steht und Theater- und Opernhäuser verhältnismäßig viel Energie verbrauchen. Und weil sie durch die öffentliche Hand finanziert werden und dadurch besonders unter einem Legitimationsdruck stehen.
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