Wer war Richard Wagner?
Allgemeines
Richard Wagner war ein deutscher Komponist, der vor allem für seine Opern berühmt ist. Er gilt als einer der großen Erneuerer des Musiktheaters im 19. Jahrhundert und als Erfinder des „Gesamtkunstwerks“, der nicht nur die Musik, sondern auch den Text für seine musikalischen Bühnenwerke verfasste. Bekannt wurde Wagner nicht zuletzt auch durch die Gründung der Bayreuther Festspiele im Jahr 1876. Seine problematische Rolle als Vordenker des Antisemitismus und Lieblingskomponist Adolf Hitlers ist noch heute Gegenstand zahlreicher Diskussionen.
Biografie
Frühe Jahre: Dresden, Leipzig und Würzburg
Wilhelm Richard Wagner kam am 22. Mai 1813 in Leipzig zur Welt, wuchs aber hauptsächlich in Dresden auf, wo er, nicht zuletzt durch die frühe Begegnung mit dem Operndirektor Carl Maria von Weber, seine Leidenschaft für die Musik entdeckte. Zurück in Leipzig, fasste Wagner nach dem Besuch der Oper Fidelio als 16-Jähriger den Entschluss Musiker zu werden und nahm Kompositionsunterricht beim Thomaskantor Christian Theodor Weinlig, unter dessen Anleitung die ersten professionellen Kompositionen entstanden. Mit dem Plan, den in Leipzig verfassten Text seiner Oper Die Feen zu vertonen, verließ Wagner im Januar 1833 die Stadt und reiste nach Würzburg, um seinen ältesten Bruder Albert zu besuchen, der dort am Theater als Tenor angestellt war. Durch dessen Vermittlung erhielt er dort für kurze Zeit eine Anstellung als Chordirektor und Chorrepetitor – und sammelte auf diese Weise erste praktische Erfahrungen mit der Oper und dem Dirigieren.
Erste Uraufführung in Magdeburg und Auslandsjahre
Auf seiner nächsten beruflichen Station in Magdeburg, wo 1836 auch seine Oper Das Liebesverbot uraufgeführt wurde, lernte Wagner seine erste Frau, sie Sängerin Minna Planer, kennen. Gleichzeitig begann er, sich auch als Musikschriftsteller einen Namen zu machen. Weitere Kapellmeister- bzw. Musikdirektorenstellen führten Wagner nach Königsberg und Riga, wo er auch mit der Komposition seiner ersten Erfolgsoper Rienzi begann und – von Anfang an sein eigener Textdichter – auf den Stoff seiner Oper Der fliegende Holländer stieß, den er bei seinem Aufenthalt in Paris 1839-42 ausarbeitete. In Paris, wohin ihn die Flucht vor seinen Gläubigern verschlagen hatte, begegnete er u.a. Heinrich Heine und seinem späteren Schwiegervater Franz Liszt, der sich in den kommenden Jahren nicht zuletzt auch als Dirigent für seine Werke einsetzte.
Rückkehr nach Dresden: Erfolg mit Rienzi
1842 kehrte Wagner nach Dresden zurück, wo er noch im gleichen Jahr mit der Uraufführung des Rienzi einen überragenden Erfolg erlebte. Mit dem Fliegenden Holländer und Tannhäuser erlebten 1843 und 1845 auch Wagners nächste Opern ihre Uraufführungen in der sächsischen Hauptstadt, wo man ihn Anfang 1843 auch zum Kapellmeister ernannte. Politisch vom frühen Sozialismus beeinflusst, beteiligte sich Wagner 1848 am Dresdner Maiaufstand. Er half dabei, Waffen zu erhalten, verbreitete Propaganda und bestieg sogar den Turm der Kreuzkirche, um von dort aus die Revolutionäre mit Signalen zu warnen. Nachdem der Aufstand niedergeschlagen wurde, floh er, als steckbrieflich gesuchter Revolutionär, mit falschem Pass zunächst in die Schweiz und blieb nach einem kurzen Aufenthalt in Paris bis 1858 in Zürich im Exil.
Politisches Exil in Zürich
Dort entstanden die Zürcher Kunstschriften, unter anderen Die Kunst und die Revolution, Das Kunstwerk der Zukunft, seine große musiktheoretische Schrift Oper und Drama sowie die Hetzschrift Das Judenthum in der Musik. Nach wie vor polizeilich gesucht, konnte Wagner der Uraufführung seiner Oper Lohengrin, die Franz Liszt 1850 in Weimar leitete, persönlich nicht beiwohnen. Im Februar 1852 lernte er den wohlhabenden Kaufmann Otto Wesendonck und dessen Frau Mathilde kennen, mit der ihn später eine (platonische) Liebesbeziehung verband, die ihn nicht zuletzt zu seinem nächsten großen Bühnenwerk Tristan und Isolde (uraufgeführt 1865 in München) inspirierte. Nachdem er 1853 zum ersten Mal die komplette Dichtung vorgestellt hatte, begann Wagner im gleichen Jahr mit der Vertonung seines Ring des Nibelungen. Das Rheingold, Die Walküre und Siegfried (bis zum zweiten Aufzug) wurden bis 1857 fertiggestellt, der letzte Teil, Götterdämmerung, sollte erst 1874 vollendet werden.
Wanderjahre
Die heftigen Auseinandersetzungen mit seiner Frau, die das Verhältnis mit Mathilde Wesendonck aufgedeckt hatte, veranlassten Wagner zu einem Aufenthalt in Venedig: Beginn einer jahrelangen Wanderschaft, die ihn von Luzern über Paris (wo er 1861 an der Pariser Oper ein historisches Debakel mit der Aufführung seines Tannhäuser erlebte) und Biebrich (wo er die Komposition seiner Meistersinger von Nürnberg aufnahm) nach Wien führen sollten. Politisch zwar mittlerweile amnestiert, aber von Schulden und persönlichem Ungemach weiterhin verfolgt, kam es durch die Begegnung mit dem frisch gekrönten König Ludwig II. von Bayern 1864 zu einer schicksalshaften Wendung in Wagners Leben. Der Monarch wurde in Folge zu seinem wichtigsten Förderer. Kurz zuvor hatte Wagner ein Verhältnis mit Cosima von Bülow, der mit Hans von Bülow verheirateten Tochter Franz Liszts, angefangen, das für weitere Turbulenzen in seinem Privatleben führt.
München: Cosima von Bülow und Patronage durch Ludwig II. von Bayern
In München, wohin er mittlerweile übergesiedelt war, war das Skandalpaar Klatschthema Nummer eins. In München wurden auch Tristan und Isolde (1865) sowie Die Meistersinger von Nürnberg (1868) uraufgeführt. Die Uraufführungen von Das Rheingold (1869) und Die Walküre (1870) fanden ebenfalls an der Münchner Hofoper, allerdings gegen Wagners dezidierten Willen statt, denn er hatte beide Stücke für eine zyklische Aufführung im Rahmen eines Festspiels vorgesehen. Diese schon lange verfolgte Idee sollte sich 1876 mit der Gründung der Bayreuther Festspiele verwirklichen. Ehe er die oberfränkische Stadt mit ihren idealen Gegebenheiten dafür ausersehen hatte, lebte und arbeitete er von 1866 bis 1871 an der Seite Cosimas, die 1870 geschieden wurde, in Triebschen am Vierwaldstädtersee; die zunehmend feindselige Stimmung in München hatte Paar dorthin vertrieben. In dieser Zeit machte Wagner auch die Bekanntschaft mit dem Philosophen Friedrich Nietzsche.
Übersiedlung nach Bayreuth
Nachdem seine Wahl 1871 auf Bayreuth als Festspielstadt gefallen war, siedelte er mit Cosima, mittlerweile seine offizielle Ehefrau, und der stetig wachsenden Familie dorthin über. Sein Quartier bezog er in der Villa Wahnfried, der Grundstein für das von Gottfried Semper entworfene Festspielhaus wurde an Wagners 59. Geburtstag, am 22. Mai 1872, gelegt. Nachdem die Finanzierung zwischendurch mehrfach zu scheitern drohte, wurden die ersten Bayreuther Festspiele im Sommer 1876 in Anwesenheit zahlreicher prominenter Gäste und gekrönter Häupter zu einem kulturellen Großereignis, bei dem alle Teile des Rings erstmals an vier aufeinander folgenden Tagen gezeigt wurden. Der wirtschaftliche Erfolg war weniger bedeutend, so dass zunächst keine Wiederholung in Sicht war. Die nächsten Bayreuther Festspiele fanden erst 1882 wieder statt, mit der Uraufführung von Wagners letztem Bühnenwerk, dem „Bühnenweihfestspiel“ Parsifal. Seit Jahren schwer herzkrank, starb Wagner im Jahr darauf bei einem Aufenthalt in Venedig. Er wurde im Garten der Villa Wahnfried begraben.
Musik
Wagners große Opern gehören zu den Höhepunkten romantischer Musik und beeinflussten viele Zeitgenossen und spätere Komponisten. Vor allem der Tristan gilt als ein Ausgangspunkt der modernen Musik. Wie bei Franz Liszt tritt die Melodik gegenüber der Harmonik zurück, die weit über den Stand hinausgeführt wird, auf dem Johannes Brahms noch 1892 in seinen späten Klavierstücken op. 119 blieb.
Gattungsgeschichtlich liegt Wagners Bedeutung in der Weiterentwicklung der sogenannten Nummernoper zum Musikdrama. Während etwa Webers Freischütz eine Abfolge einzelner Nummern (Arien, Duette, Chöre etc.) ist, die durch gesprochene Rezitative miteinander verbunden werden, herrscht bei Wagner – vor allem in seinen reifen Werken – die sogenannte „unendliche Melodie“, die eng mit seiner Leitmotivtechnik verbunden ist. Das Orchester beginnt am Anfang eines Aktes zu spielen und hört am Aktende auf; gesprochen wird nicht. Es gibt keine einzelnen Gesangsstücke mehr, sondern gesungene Erzählungen, Monologe und Dialoge. Sie stehen nicht isoliert neben- bzw. nacheinander, sondern werden durch die Orchestermusik verwoben.
Opern
- Die Feen (1833)
- Das Liebesverbot oder Die Novize von Palermo (1836)
- Rienzi, der letzte der Tribunen (1842)
- Der fliegende Holländer (1843)
- Tannhäuser oder Der Sängerkrieg auf Wartburg (1845)
- Lohengrin (1850)
- Tristan und Isolde (1865)
- Die Meistersinger von Nürnberg (1868)
- Das Rheingold (1869)
- Die Walküre (1870)
- Siegfried (1876)
- Götterdämmerung (1876)
- Parsifal (1882)
Quelle: Wikipedia