Nikolaus Habjan zeigt an der Oper Dortmund Mozarts Zauberflöte mit zeitloser Ausstattung, eindeutigen Charakteren und einer klaren Geschichte. Die Botschaft ist deutlich, aber auch ein bisschen dünn.
Von Georg Kasch
Am Ende stürzen sie beide, die Königin der Nacht ebenso wie Sarastro. Erst reißt Pamina ihrer angreifenden Mutter den Puppenkopf ab, dann wirft sie den Sektenguru aus dem Rollstuhl. Das hat er sich redlich verdient. Nicht nur durch den misogynen Quatsch, den sein Geheimbund von sich gibt („Bewahret Euch vor Weibertücken“). Sondern vor allem durch sein Dauergegrabbel: Vor Sarastros großen Händen war Pamina die halbe Oper hindurch nicht sicher. Da wundert es wenig, dass zuvor der Vergewaltiger Monostatos so ungeschoren davonkam.
Dass Pamina nicht Taminos Preisgeld für Mut und Tapferkeit ist, sondern die einzige, die im Kampf gegen die Mächtigen handelt, ist der entschiedenste Interpretationszugriff, den Nikolaus Habjan, Puppenbauer, -spieler und Regisseur, in seiner Inszenierung von Mozarts Zauberflöte zeigt. Habjan, der mit der Produktion seine dritte von insgesamt vier geplanten Operninszenierungen an der Oper Dortmund vorstellt, hat sich mit der Zauberflöte jenes Werk vorgenommen, über das er selbst seine Liebe zum Musiktheater entdeckte. Vielleicht erklärt das, warum er es weitgehend als typische Einstiegsoper erzählt: zeitlose Ausstattung, eindeutige Charaktere, klare Geschichte (so klar sie eben zu haben ist in Emanuel Schikaneders Maschinenkomödie).
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