Ben Baur versetzt Händels Alcina am Staatstheater Braunschweig in ein Pariser Bordell der Jahrhundertwende als angeblichen Ort sexueller Freiheit.
Von Andreas Berger
Es ist nun eigentlich nicht die Pflege der Barockmusik, die man am Staatstheater Braunschweig großschreibt. Einen Namen hat man sich in der Vergangenheit durch Ausgrabungen, etwa der in Europa noch selten gespielten zeitgenössischen Opern amerikanischer Komponisten wie Dominick Argentos Reise des Edgar Allan Poe und Bernard Herrmanns Wuthering Heights, gemacht. Isabel Ostermann, Operndirektorin seit Sommer 2017, legt ihren Schwerpunkt auf die zeitgenössische Musik. Ihre spartenübergreifende Inszenierung von John Cages Europeras 1 & 2 setzte da ästhetisch Maßstäbe. Die Braunschweiger Generalintendantin Dagmar Schlingmann konnte mit Brittens Turn of the Screw als Jugendspiel sexueller Emanzipation punkten. Dirk Schmeding brachte Mieczysław Weinbergs Passagierin packend auf die schwankenden Bretter, und Florentine Klepper landete kurz vorm Lockdown mit Peter Eötvös‘ Angels in America noch eine spannende Apokalypse.
Natürlich müssen beliebte Repertoire-Stücke das ambitionierte Angebot ergänzen, um die Breite der Musikgeschichte abzubilden. Gern setzt man da auf eine ansprechend-üppige Optik, wie sie der Regisseur und Bühnenbildner Ben Baur zu seinen Überzeugungen zählt. Schon mit Puccinis La bohème sorgte er in Braunschweig beim Abonnement-Publikum für Aha-Erlebnisse, so romantisch ließ er das Künstlerdasein über den Dächern von Paris wirken, so bunt und tänzerisch bewegt gab sich die Menge in einem fast Moulin-Rouge-haften Café Momus.
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