In der Arena di Verona sind Neuproduktionen von Aida und Rigoletto glanzvoll besetzt. Die Regie ächzt unter der Konkurrenz alter, immer noch schillernder Zeffirelli-Schinken
Von Kai Luehrs-Kaiser
Aida
In diesem Jahr, weithin ignoriert, wäre Franco Zeffirelli 100 Jahre alt geworden. Der Breitwand-Connaisseur und populärste Reaktionär der Oper fand in der Arena di Verona sein spätes künstlerisches Zuhause – mit immerhin acht Produktionen (seit 1995). Aktuell zeigt man – im Jahr des eigenen 100. Jubiläums – drei Zeffirelli-Schinken, darunter seine letzte Arbeit überhaupt, La traviata (2019). Dafür lässt sich Anna Netrebko noch einmal als Kurtisane einschnüren.
Und die Zeffirelli-Produktionen sind immer noch besser verkauft als die Neuproduktionen von Aida und Rigoletto. Bei ersterer will man Modernität zeigen und es zugleich vermeiden, hinter die Opulenz-Gelüste eines von Zeffirelli verwöhnten, wenn nicht gar verdorbenen Publikums zurückzufallen. „Leder, Laser und Aluminium“ hatte Intendantin Cecilia Gasdia in Bezug auf Stefano Podas neue Aida versprochen. Nun, die vermutlich größte zusammenhängende Plexiglasschräge der Welt reflektiert die Stimmen vergleichsweise günstig. Sie lässt sich von unten anleuchten, segmentweise aufklappen, mit Lichtpyramiden bekrönen. Der mondgleiche Silberball, der sich zauberisch über den Laserstrahlen erhebt, wirkt eine Weile magisch; bis man die Strippen, an denen er befestigt ist, erkennt. Kostüm-Anspielungen auf Jedi-Ritter, Samurai und Staniol-Superhelden mögen einander durchkreuzen. Sie halten sich in Gestalt eines technoid gewendeten Überwältigungsspektakels doch in der Tradition des übermächtigen Franco Z.
Maria José Siri verfügt als Aida nicht ganz über die freischwebenden Pianissimi des Premieren-Stars Anna Netrebko. Die Mittellage jedoch ebenso wie der Fokus der uruguayischen Sopranistin dringen in die äußersten Enden des Monumental-Ovals besser vor. Etwa 12.000 Zuschauer der nahezu ausverkauften Vorstellung jubeln der einsamen Diva zu. Mag sein, dass Siris Sopran ein bisschen gelbstichig, ihre Ausstrahlung leicht altbacken bleibt. Als superzuverlässige Kraft, der man nichts vormachen kann, trägt sie neben Elena Stikhina derzeit die Aida-Krone davon.
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