An der Oper Frankfurt erzählt Regisseur Tobias Kratzer Die ersten Menschen von Rudi Stephan als nüchtern-klare Geschichte einer dysfunktionalen Familie. Am Ende taucht immerhin ein Licht im Schicksalstunnel auf.
Von Manuel Brug
Die Ersten werden die Letzten sein. So verändert Regisseur Tobias Kratzer die ursprüngliche Ausgangslage der Oper Die ersten Menschen. Und aus dem „erotischen Mysterium“, das sich der Dramenautor Otto Borngräber für seine verquaste Textvorlage herbeifantasierte, ist eine nüchterne, klare Versuchsanordnung geworden. Die aber funktioniert hervorragend, weil Kratzer trotz allem an den verhalten positiven Schluss glaubt, ja eine heute selten gewordene Erlösungsutopie zulässt.
Das geht dann auch konform mit der Musik. Vor 103 Jahren, 1920, wurde Rudi Stephans einzige Oper just in Frankfurt uraufgeführt. Da war der gebürtige Wormser, der in München gelebt und dort erste Erfolge gefeiert hatte, schon fünf Jahre tot – gefallen als Soldat an der Front bei Tarnopol im damaligen Galizien, heute Ukraine. Und so ging, obwohl ein schmaler Werkkorpus – zwei Orchesterwerke, ein Violinkonzert, Kammer- und Klaviermusik, eine Ballade für Bariton und Orchester sowie Lieder und eben die Oper – bei Schott verlegt wurde, eine große Komponistenhoffnung verloren.
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