Am Theater Lübeck hat Michael Wallner Korngolds selten gespielte Stumme Serenade inszeniert. Ein Abend zum Schwelgen und Schmachten.
Von Manuel Brug
Die Pandemie hat nicht nur fast überall die Opernspielpläne durchgerüttelt, manches auch zur Makulatur gebracht oder lange Geplantes auf noch spätere Zeitpunkte verschoben. Sie hat zudem die Wertigkeit des Repertoires verändert. Vor allem kleiner Häuser, die flexibler planen können, haben zumindest die erste Hälfte der Spielzeit 2021/22 nicht selten revidiert und setzen vor allem auf kleinere, weniger aufwändig zu realisierende Stücke, um sie den jeweils geltenden Corona-Schutzregeln leichter anpassen zu können.
Covid-19 ist es also geschuldet, dass nun in Norddeutschland das sonst äußerst selten bis gar nicht gespielte Stück der Stunde Erich Wolfgang Korngolds einzige Original-Operette Die stumme Serenade wurde. Nach dem in Flensburg residierenden Landestheater Schleswig-Holstein (dort allerdings gekürzt) setzte jetzt auch das Theater Lübeck diese Komödie für Sänger und Schauspieler auf den Premierenplan.
Korngold war ein Wunderkind, das seinen größten Erfolg schon 1920 als 23-Jähriger mit der heute wieder vermehrt gespielten Toten Stadt errang. Als es in Europa schlechter lief, hatte er, der als Jude so schon sehr früh sein Heil in der Emigration gesucht hatte, eine glanzvolle Zeit in Hollywood bei Warner Brothers – als einer der Erfinder der rauschhaft sinfonischen Filmmusik. Fünfmal wurde er für den Oscar nominiert, zweimal hat er ihn gewonnen. Später freilich wollte man im rigide zwölftonhörigen Nachkriegsdeutschland bzw. -Österreich von ihm und seinem als veraltet geltenden Stil nichts mehr wissen.
Jetzt weiterlesen!
Dies ist Premiummaterial. Testen Sie unsere Angebote, um den gesamten Artikel zu lesen.
Abonnieren
Das aktuelle gedruckte Heft jetzt bestellen oder komplett online lesen!Jetzt mit wenigen Klicks zum OPER!-Inhalt
Ausprobieren
Zwei ausgewählte Artikel kostenlos lesen? Dann registrieren Sie sich hier!In dieser Ausgabe kostenlos: