Ulrich Rasche erklimmt in Genf mit Elektra von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal die Höhen der Opernregie.
Von Joachim Lange
Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Urkraft des Theaters, die Ulrich Rasche bei seinen Schauspielinszenierungen um- und antreibt, zur Oper drängen würde. Mit einem exzessiven Choreinsatz im Dauergleichschritt auf Drehscheiben oder Laufbändern, der in ein rhythmisch musikalisiertes Zelebrieren der Texte mündet, hat er sich auf den Schauspielbühnen etabliert. Von den einen als vereinfachende Brutalisierung, von den anderen als Horizonterweiterung aufgenommen, sticht er mit dieser sofort erkennbaren Handschrift allemal deutlich aus dem Regie-Mainstream heraus. Wenn Rasche seine Truppen durch die Texte marschieren lässt, ist man der Macht der Worte ausgesetzt. Sie wirken wie in Stein gemeißelt. Als sein eigener Bühnenbildner liefert er mit monströsen Konstrukten den Sockel dafür. Seine hydraulisch aufgerüsteten, beweglichen Großskulpturen sprechen mit ihrer Wucht immer zunächst für sich selbst.
So ähnlich wie bei Robert Wilson – dem Exponenten am anderen Ende der Skala eigensinniger Ästheten (oder Ästhetisierer), oder auch bei Herbert Fritsch oder Ersan Mondtag – wird bei Rasche jede Inszenierung zunächst mal zu einem Test, ob sich seine Methode auf die jeweilige Vorlage anwenden lässt. Diesen Test hat er jetzt am Grand Théâtre de Genève absolviert. Der Genfer Intendant Aviel Cahn hatte schon in Belgien als Chef der Flämischen Oper Antwerpen/Gent einen wachen Instinkt für interessante Regisseure bewiesen. Dem Ehrgeiz, von der geografischen Peripherie Operneuropas aus unübersehbar mitzumischen, folgt er – trotz der gegenwärtig opernfeindlichen Umstände – längst auch im frankophonen Genf.
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