Léo Delibes’ Lakmé führt ein wenig beachtetes Dasein auf den internationalen Opernbühnen. Nun waren gleich drei Produktionen des exotischen Stücks zeitgleich zu sehen: in Berlin, Paris und Lüttich.
Von Manuel Brug
Ja, natürlich, Carmen klappert nach wie vor mit den Kastagnetten – als ewige Spielplan-Zweite nach der treudeutschen Zauberflöte. Doch sonst kann man die Aufführungszahlen französischer Opern hierzulande mit der Lupe suchen. Besonders die der übel beleumundeten des 19. Jahrhunderts, wo noch dazu nicht selten stramme Offiziere exotischen Kindfrauen nachsteigen. Was heute ein weiterer Cancel-Grund wäre. Wann etwa hat die indisch duftende Lakmé von Léo Delibes letztmals ihr fantastisches Patschuliparfüm an einem größeren deutschen Haus wehen lassen? Vermutlich 2012 hat sich aktuellst an der Oper Bonn diese bunte Blüte von 1883 entfaltet. Kürzlich aber gab es die seltene Gelegenheit, diese gar nicht so dumme, in sich stimmige und äußerst unterhaltsame Oper an drei Tagen in drei Ländern zu besichtigen, einmal konzertant in Berlin und zweimal höchst unterschiedlich szenisch in Paris und Lüttich.
Delibes‘ handlungsmäßig einfaches Singspiel über eine sehr junge Brahmanin, deren traditionsverhafteter Vater den Liebhaber seiner Tochter, einen englischen Offizier, umbringen will, bis sie sich schließlich mittels einer Stechapfelblüte vergiftet und für diesen opfert, würde von jeder rauen Regietheaterpranke vermutlich allzu schnell erschlagen werden. Trotzdem lässt sie sich keineswegs auf die von der längst vergessenen Trillerdiva Lily Pons auch in diversen Kinofilmen als Virtuosenstück missbrauchte „Glöckchenarie“ reduzieren. Lakmé ist auch mehr als das sanft dahinsegelnde, vielfach zu Werbespot-Ehren (zuletzt bei British Airways) gekommene Blumenduett „Viens, Mallika“. Der spritzige Ballettkomponist Léo Delibes war nicht umsonst einer der besten Instrumentatoren seiner Zeit.
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