Unfall oder Absicht, Tragik oder Komik, dies oder das: So wirklich weiß man nicht, was man vom neuen Wiesbadener Lohengrin halten soll. Bei ihrer ersten Operninszenierung verrennt sich Henriette Hörnigk ziemlich, und auch musikalisch muss der Abend noch wachsen.
Von Stephan Schwarz-Peters
Wie man hört und öffentlich liest, knirscht und knatscht es gerade heftig im Staatstheater Wiesbaden. Das scheint nicht nur Führungsabteilungen zu betreffen, sondern auch die Bühnentechnik. Noch während des – zwar blitzblau und expressiv musizierten, dann aber mit mehr als nur kleinen Patzern durchstichelten – Vorspiels zu Wagners letzter romantischer Oper passiert die erste Katastrophe der Saison: Statt sich ordnungsgemäß über dem ersten Bild von Henriette Hörnigks Inszenierung zu entfalten, bleibt der schwarze Gazeschleier beim Aufziehen hängen und plumpst, fast punktgenau mit dem ersten Beckenschlag, krachend zu Boden. Während Heinrich der Vogler, wie aus einer geriatrischen Einrichtung entwischt, im Rollstuhl sitzend samt seiner Sauerstoffflasche schon auf die Bühne geschoben wird, versuchen Bühnenarbeiter, deutlich sichtbar fürs Publikum, das Malheur zu beheben. Eine Szene wie aus einem Dick und Doof-Film. Unklar bleibt bis zum Schluss, ob es sich wirklich um ein Missgeschick handelt, oder ob das Ganze Teil der Regie ist. Bei Hörnigks unentschlossener Lesart zwischen mal platter, mal poetischer, mal nachvollziehbarer, mal rätselhafter Symbolik, zwischen Science-Fiction und Liebesgeschichte, zwischen Ernst und üblem Klamauk, verliert man irgendwann die Lust, sich zu entscheiden.
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