Angela Denoke zeigt Verdis Macbeth in Regensburg als erotische Symbiose eines Mannes mit dem mörderischen Willen seiner Frau zur Macht. Aufregend musiziert im Orchester, bleiben auch beim Gesang keine Wünsche offen.
Von Klaus Kalchschmid
Neben Richard III. ist The Tragedy of Macbeth William Shakespeares wohl düsterstes Drama, und auch die Vertonung des 33-jährigen Giuseppe Verdi nach einem Libretto von Francesco Maria Piave und Andrea Maffei ist in seinem Gesamtwerk an dunkel düsterer Glut nicht zu überbieten, so grell hell die Piccoloflöte auch manchmal gellt. 18 Jahre später, im Jahr 1865 – nach Un ballo in maschera und La forza del destino und vor Don Carlos überarbeitete Verdi die Partitur grundlegend, fasste manches dichter und doppelbödiger, so auch den ambivalenten Schluss zwischen martialischem Marschieren und einem seltsam unwirklichen, überirdischen Leuchten. Konsequenterweise hat in Regensburg da schon wieder einer, es ist Macduff, einen Dolch hinter dem Rücken versteckt. So wird des Mordens um der Macht willen kein Ende sein, und die Regierungszeit des neuen Königs Malcolm dürfte nicht allzu lange währen.
Als Bühnenbild gibt es einzig eine riesige metallene Wand aus mehreren Elementen auf doppelter Drehbühne, die den Raum gliedert und auffächert, Auf- und Abtritte ermöglicht, die aber auch die Menschen bedrohen kann und mit ihrer Rückseite manchmal wie eine Klagemauer verwendet wird. Also keine Natur und keine Innenräume. Alle – ob Hexen, Soldaten oder die Festgesellschaft, ob Mann oder Frau – tragen hier lange, stilisierte Militärmäntel in dunkelst geflecktem Grün, auf dem Kopf schwarze Kappen (Ausstattung: Timo Dentler, Okarina Peter). Nur das lange rostrote Haar der Lady sticht heraus sowie der helle Anzug des gemordeten König Duncan, der Macbeth erscheint. Der ist seiner Lady hier wohl nicht nur erotisch verfallen, sondern liebte sie sogar wirklich voller Inbrunst.
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