Kurt Weills Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny in Amsterdam: Regisseur Ivo van Hove verlegt die Handlung der Politparabel aus dem Jahr 1930 geschickt in unsere reizüberflutete Gegenwart.
Von Uwe Friedrich
Das Bordell der Leokadja Begbick ist eine recht freudlose Bude. Ein Holzfäller nach dem anderen vollzieht lustlose Beischlafgymnastik im Stehen an einer sichtlich gelangweilten Prostituierten, bis der nächste ihn wegstößt. Das ist ebenso witzig wie traurig in Ivo van Hoves Inszenierung von Kurt Weills Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, denn er legt noch eine desillusionierende Bildebene über das Bühnengeschehen: Wie Zuchtbullen mühen sich die Männer an einem Holzbock ab, die Frau ist durch Green-Screen-Technik nur für die Zuschauer im Saal der Amsterdamer Oper sichtbar. Industriell gefertigte Pornografie ersetzt den Liebesakt, der laut Bertolt Brechts Libretto eines der menschlichen Grundbedürfnisse ist, die in der Netzestadt Mahagonny hemmungslos ausgelebt werden sollen.
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