Die Metropolitan Opera New York, sonst eher gemächlich was Zeitgenössisches angeht, traut sich etwas und bringt mit Matthew Aucoins Eurydice gleich die zweite neue Oper der Spielzeit auf die Bühne. Die überzeugt – zumindest größtenteils.
Von George Loomis
Nach der Saisoneröffnung Ende September mit Terence Blanchards Fire Shut Up In My Bones präsentierte die Metropolitan Opera New York schon zwei Monate darauf die nächste Premiere einer neuen Oper: Matthew Aucoins Eurydice, Sarah Ruhls Nacherzählung der Orpheus-Legende, basierend auf ihrem Theaterstück gleichen Namens aus dem Jahr 2003. Nimmt man die US-Premiere von Brett Deans Hamlet hinzu, die für Mai geplant ist, bietet die derzeitige Met-Spielzeit mehr zeitgenössische Oper als jede andere, an die man sich seit langer Zeit zurückerinnern kann. Aucoin, der bereits während seines Studiums in Harvard als echtes Operntalent auf sich aufmerksam gemacht hat, hat gerade vier Jahre als Composer in residence an der LA Opera abgeschlossen, zu deren Höhepunkten die Eurydice-Uraufführung 2020 zählt – eine Koproduktion mit der Met, die das Werk auch in Auftrag gegeben hat.
Die New Yorker Premiere am 23. November ließ denn auch keinen Zweifel an Aucoins kompositorischen Fähigkeiten. Nicht so klar waren dagegen die dramatischen Qualitäten. Ruhls verzauberndes Stück war sicher kein schlechter Ausgangspunkt; mit ihrer Erzählung aus der Sicht Eurydices eröffnet sie neue, wenn auch nicht beispiellose Perspektiven, wie Kenner von Offenbachs Satire Orphée aux enfers wissen werden. Auch dort steht Eurydice im Mittelpunkt, die zudem wenig von Orpheus‘ Musik hält, während er mehr oder weniger eine Nebenrolle spielt.
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