Schon wieder eine Aida im Museum und mit Puppen. Doch in der neuen Pariser Inszenierung funktioniert es – auch dank des Ausnahme-Ensembles mit Jonas Kaufmann, Sondra Radvanovsky und Ksenia Dudnikova.
Von Peter Uehling
Die italienische Oper ist ein Schema zum Ausdruck der Leidenschaften. Wo und in welcher Zeit sich diese Leidenschaften ereignen, ist der Gattung bis zum Verismo kaum einen Blick wert – und auch dann nur, um fremdartige Reize abzugreifen. In seiner Aida widmet Giuseppe Verdi der Zeit und dem Schauplatz der Handlung einige wenige exotistische Wendungen, ansonsten bleiben alle Opern-Rituale in Kraft. Natürlich haben die phrygischen oder pentatonischen Einschübe, die Verzierungen und ungewöhnlichen Instrumentationsideen in Verdis Melodik und Harmonik schwerlich etwas mit altertümlicher ägyptischer Musik zu tun – was mangels musikalischer Aufzeichnungen auch nicht anders sein kann. Insofern: Wenn Libretto und Musik ihren Begriff von Leidenschaft über Personen des ägyptischen Altertums werfen, von deren Empfindungswelt wir wenig wissen, verfahren sie kolonialisierend. Dort, wo sie sich ins Fremde und Vergangene hineinzuversetzen versuchen, erfinden sie es aus der eigenen, opernhaft geprägten Fantasie heraus.
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