Nathalie Stutzmann feiert ihr Debüt an der Opéra de la Monnaie in Brüssel mit einer musikalisch bemerkenswerten Interpretation von Tschaikowskys Pique Dame – für die Regisseur David Marton einen Totentanz auf Beton kreiert.
Von Antonia Munding
Ein Saal, drapiert mit himmelblauem Vorhang. Aus elegant geschwungenen Lüstern fällt nüchternes Licht auf einen schwarzen Flügel, an dem sich ein Pianist auf ein bedeutendes Konzert vorzubereiten scheint. Als sich der Vorhang des Théâtre de la Monnaie zu den ersten Klängen aus dem Orchestergraben hebt, blickt das Publikum irritiert in den vergangenen Glanz eines Theaterraumes, der sowohl ein Abbild des Brüsseler Hauses einige Jahrzehnte früher als auch das Porträt irgendeiner Bühne der post-stalinistischen Ära sein könnte.
Entwirft Regisseur David Marton in seiner Version der Pique Dame eine Parabel über die Freiheit der Kunst? Im Pantomimespiel erteilt er dem Kreativen das Wort (ob er hier den Komponisten selbst meint oder seinen im Programmheft erwähnten ungarischen Klavierlehrer, ist dabei eigentlich egal). Und das entfaltet in Tschaikowskys Musik unter Nathalie Stutzmanns Händen eine so magische Kraft, dass kritische Stimmen, die eben noch über die Unmöglichkeit lamentierten, das Werk eines russischen Künstlers aufzuführen, augenblicklich verstummen. Marton verlegt die Geschichte über Liebe, Spielsucht und die übermächtigen Schatten der Vergangenheit in eine Sozialbausiedlung aus Beton, die in vielen sozialistisch geprägten Ländern spielen könnte.
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