Nach vier Jahrzehnten gönnt sich das Royal Opera House Covent Garden eine neue Samson et Dalila-Inszenierung. Die Regie von Richard Jones kommt ohne visuelle Prachtentfaltung daher. Für musikalische Pracht sorgen dafür der Dirigent Antonio Pappano sowie Elīna Garanča und SeokJong Baek in den Titelpartien.
Von Alexandra Coghlan
Es ist schwer, sich von Sidney Nolans eindrücklichen Bühnenbildern zu verabschieden – dem Design, das Elijah Moshinskys Samson et Dalila von 1981 für mehr als 40 Jahre einen Platz im Repertoire der Royal Opera sicherte. Doch ein Star wie die lettische Mezzosopranistin Elīna Garanča – die definitive Dalila ihrer Generation – benötigt auch ein Stargefährt, und so engagierte Covent Garden den Regisseur Richard Jones für eine ganz besondere Neuproduktion. Wallende Drapierungen und schwül duftende Boudoirs im Zelt darf man getrost vergessen: Eine rostende Eisenhütte bildet die wenig atmosphärische Szenerie für Dalilas Verführungskünste. Oder üppige Tempel, für einen dramatischen Einsturz im dritten Akt? Ebenfalls Fehlanzeige. Wie wäre es stattdessen mit einer einzigen weißen Treppe?
Jones‘ intellektueller Zugang, der das Werk auf Armeslänge hält, erscheint nicht unbedingt die naheliegendste Lösung für Camille Saint-Saëns‘ rauschhaftes Bibelepos, doch erweist sich der Widerspruch als überraschend erfrischend – Partitur und Bühnengestaltung umschleichen einander so wachsam beäugend wie die zwei Titelcharaktere. Dabei ist die Reibung zwischen Jones‘ schlanker, zeitgemäßer Sicht und Antonio Pappanos warmblütig-pulsierender Lesart der Musik nur der Eröffnungsschachzug in einem langen Spiel.
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