An der Deutschen Oper Berlin zeigt Regisseur Vasily Barkhatov einen durchaus interessanten Zugriff auf Verdis Simon Boccanegra. Doch zu viele Unklarheiten lenken vom Geschehen und den Sängern ab.
Von Georg Kasch
Macht hat ihre eigenen Gesetze. Während der Ouvertüre sieht man, wie Jacopo Fiesco das Amt des Dogen übernimmt, die Amtskette erhält, die Fahne küsst und mit seiner Familie den Regierungssitz von Genua bezieht. Am Ende des Prologs wiederholt sich dieses Staatstheater mit Simon Boccanegra, am Schluss der Oper mit Gabriele Adorno. Die Institutionen bleiben stabil, nur die Menschen werden in der Zwischenzeit zerrieben: Regisseur Vasily Barkhatov spielt diese These an der Deutschen Oper Berlin an Giuseppe Verdis Simon Boccanegra durch. Auch optisch erinnert das an Serien wie The Crown: Zinovy Margolin hat auf der Drehbühne einen doppelten Machtraum aus Dogenbüro und Ratssaal geschaffen; auf der Galerie darüber drängt sich das launische Volk mit politischen Parolen.
Hier erzählt Barkhatov die Geschichte vom Politiker, der durch seine Leidenschaften menschlich, aber auch angreifbar wird. Boccanegra sucht manisch nach seiner verschollenen Tochter, die Enkelin jenes Fiesco, der von ihm zu Beginn der Oper aus dem Dogenamt verdrängt wird und danach im Gewand eines Priesters mit an den Schicksalsfäden spinnt. Paolo Albiani ist ein weiterer Erniedrigter und Beleidigter, der einst Simon den Weg zur Macht geebnet hat und nun den Preis dafür fordert.
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