Trotz farbiger Bühne und ansprechender Protagonisten bleibt Strawinskys The Rake`s Progress am Münchner Gärtnerplatztheater sowohl szenisch als auch instrumental eher blass.
Von Klaus Kalchschmid
Am Münchner Gärtnerplatztheater fand bereits 1953, also schon zwei Jahre nach der Uraufführung in Venedig, die deutsche Erstaufführung von Igor Strawinskys einziger abendfüllender Oper statt. Fast ein halbes Jahrhundert später gab es in schwarzweiß-zeichenhafter Ästhetik mit faszinierend puppenhaften Akteuren eine gelungene Produktion in deutscher Sprache, inszeniert von Peer Boysen. Damals übersetzte man das Wortspiel The Rake’s Progress, also der Abkürzung des Namens der Titelfigur mit Rake (= Wüstling), korrekt mit Die Karriere des Tom Rakewell.
Gut 20 Jahre später wird das Stück am Gärtnerplatztheater nun zum ersten Mal in der englischen Originalsprache gesungen, aber der Regisseur und Choreograf Adam Cooper setzt auf der Bühne von Walter Vogelweider und mit den Kostümen von Alfred Mayerhofer auf eine zeitliche Verortung in den 1980er-Jahren und damit auf einen Kessel Buntes. Das Ganze beginnt irgendwo auf dem Land in einem Heuschober: Der junge Tom gibt auf den gepressten Ballen, hinter denen er gerade mit seiner Freundin Anne Trulove zugange war, mit Gitarre den Countrysänger. Später in London, wo er eine vermeintliche Erbschaft anzutreten gedenkt, bewohnt er ein großzügiges Loft mit Blick über die Stadt. In goldstrotzender Fantasie-Uniform wird er zu einem Popstar wie Michael Jackson, mischt erst einmal den Nachtclub von Mutter Goose (Ann-Katrin Naidu) auf und hat dann sogar eine angesagte Show mit der „Türkenbaba“. Von ihr (alias Anna Agathonos) könnte Gyula Rabs Tom allerdings noch so manche Lektion in Sachen Rampensau lernen.
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