Am Saarländischen Staatstheater kehren Tristan und Isolde nach ihrem Tod als Geister zurück und durchleben ihr Schicksal in einer Art Endlosschleife immer wieder. Eine radikale Sicht auf Wagners Musikdrama, doch sie überzeugt sowohl szenisch als auch musikalisch.
Von Konstanze Führlbeck
Tristan und Isolde als Wanderer zwischen den Welten – diesen Aspekt von Richard Wagners gleichnamigem Musikdrama haben die beiden jungen Regisseurinnen Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka bei ihrer Neuinszenierung des Werks am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken zum Ausgangspunkt ihres Konzeptes gemacht. Und folgerichtig trinken Tristan und Isolde am Ende des ersten Aufzugs auch keinen Liebestrank, sondern ein tödliches Gift. Doch der gemeinsame assistierte Suizid markiert nicht das Ende. Denn in den beiden folgenden Aufzügen durchleben sie als Geisterwesen wieder und wieder ihre individuelle Lebensgeschichte wie auch ihre Beziehung. Dabei bestätigt sich die Unausweichlichkeit ihrer Entscheidung: Sie würden immer wieder im gemeinsamen Freitod den Weg zueinander suchen.
Die Bühne, die das Regieteam ebenso wie die Ausstattung ebenfalls gemeinsam entworfen hat, zeigt ein großbürgerliches Haus aus der Zeit zwischen den Weltkriegen mit Familiengeschichte. In seinen verschiedenen Räumen, die durch die Drehbühne immer wieder Bewegungsprozesse durchlaufen, finden sich zum Beispiel Anspielungen auf die Vorgeschichte Isoldes und Tristans, der als Waise aufwachsen musste. Die Bühne setzt viele Zeichen und Verweise auf die Ereignisse und die psychische Entwicklung der Protagonisten und wird damit zu einem szenischen Kontrapunkt zum Musikdrama, Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka entwerfen das Gesamtkunstwerk wie eine szenisch-musiktheatralische Fuge.
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