Die Uraufführung von Salvatore Sciarrinos Venere e Adone an der Staatsoper Hamburg schafft keine Resonanz in die Gegenwart.
Von Uwe Friedrich
Ausgerechnet der todbringende Eber, vom Komponisten Mostro (Ungeheuer) genannt, erweist sich als das einzige fühlende Wesen der neuen Oper von Salvatore Sciarrino. Von Amors Pfeil getroffen, verliebt er sich bedingungslos in Adonis, den er im Rausch zerfleischt. Wie Heinrich von Kleists Penthesilea verwechselt er Bisse und Küsse, so dass er den Geliebten versehentlich tötet. Vorher gestattet der Komponist Salvatore Sciarrino ihm aber als Einzigem in seiner neuesten Oper emotionale Ausbrüche, die er dem restlichen Personal im Zuge der weiteren Reduzierung seiner Klangsprache versagt.
Seit dem internationalen Erfolg seiner Gesualdo-Oper Luci mie traditrici verfeinert er seine Kunst des Nachlauschens, der Zersplitterung der Orchesterklänge, der Verfeinerung des beinahe Unhörbaren immer weiter. Wo andere Komponisten die Katastrophen der Beziehung zwischen Venus und Adonis und ihrer Entdeckung durch den betrogenen Partner Mars in Lautstärkeeruptionen spiegeln würden, lässt Sciarrino die Beziehungen implodieren. Er schlägt Melodien in Fetzen, lässt nur noch Bruchstücke aufschimmern und verlangt seinen Sängern ein Höchstmaß an Intensität ab, die wie ein Nachklang der frühbarocken italienischen Oper in einem geheimnisvollen Echoraum wirken.
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