Musikalisch überzeugt Das Rheingold an der Staatsoper Stuttgart durchaus. Die Regie von Stephan Kimmig hinterlässt jedoch zu viele Fragezeichen.
Von Tobias Gerosa
Nach 16 Stunden Musik bricht Wotans Welt in der Götterdämmerung, dem vierten Teil aus dem Ring des Nibelungen zusammen. Die Staatsoper Stuttgart ist mit ihrem neuen Ring mindestens 24 Stunden voraus: Wenn die Neuinszenierung des Rheingolds beginnt, ist Wotans Reich schon total abgewrackt, abgebrannt vielleicht. Katja Haß hat ein nacktes, schwarzes Gestänge auf die Bühne gestellt mit ein paar unregelmäßig leuchtenden farbigen Glühbirnen. Ein verlassener Rummel? Ein Zirkus in der Winterpause? Bunte, runde Podeste, eine drehbare Zielscheibe für Messerwerfer deuten ebenso darauf hin wie die Kostüme von Anja Rabes: Glitzerfrack für Wotan, Netzstrümpfe und Nuttenboas für die Frauen, dazu alberne Perücken und viel Schminke. Nun ja.
Auch den Grund des Rheins gibt es hier nicht, die Rheintöchter sind klischierte Schulmädchen, die das Rheingold als fette Uhren, Barren und Pokale von – ja, von wo eigentlich? – herholen. Jedenfalls bringen sie es per Schubkarre, um Alberich damit anzulocken. War das nicht mal umgekehrt? Selbstverständlich darf eine Neuninterpretation Motivationen verändern, sie sollte dann aber auch plausibel machen, warum. Daran krankt Stephan Kimmigs Inszenierung generell, sie bleibt äußerlich und ist zudem musikalisch kaum (mit-)gedacht.
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