Die Salzburger Festspiele wagten in diesem Jahr Luigi Nonos Intolleranza 1960. Während der Regisseur Jan Lauwers mit seiner Deutung scheiterte, glänzte die Aufführung musikalisch.
Von Tobias Gerosa
Luigi Nono fordert noch immer, das zeigen die Salzburger Festspiele mit Intolleranza 1960. 61 Jahre nach der Uraufführung verlangt das 80-minütige Stück dem Publikum einiges ab. Die lineare Handlung – ein Emigrant kehrt in seine Heimat zurück und erlebt auf dieser Reise Unterdrückung, Ausbeutung, Gewalt und Katastrophen, aber auch Liebe – ist eher grobe Leitlinie. Die Musik illustriert, kommentiert und konterkariert mit brutalen Ausbrüchen und feinen Passagen des ganz großen Orchesters.
Musikalisch kann man sich in der Felsenreitschule von Ingo Metzmacher und den Wiener Philharmonikern verzaubern lassen. Der Graben ist eng gefüllt: Links auf der Bühne sitzt ein gutes Dutzend Schlagzeuger – was für ein Effekt, wenn sie losgelassen! –, rechts zusätzlich Harfe, Vibrafon und Pauken. Obwohl die Aufführung bis auf den Einleitungschor auf den Einsatz von Lautsprechern verzichtet (die Nono durchaus vorgesehen hatte), bekommt die Musik dadurch Raumeffekt. Wenn die Klangmassen dann aus ganzer Breite kommen, oft mit unvermittelten Ausbrüchen, ist die Kraft enorm. Metzmacher holt aber auch ganz zarte Klänge aus dem Riesenapparat, präsentiert feine Linien und gibt der Musik etwas Selbstverständliches; auch beim Chor-Part, der zwar häufig Schreien und Flüstern verlangt, bei der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor aber auch schön sanglich wirken kann, gerade in den unbegleiteten Stellen am Schluss. Eine herausragende Leistung, die in der (nicht ganz vollen) Premiere einhellig bejubelt wurde.
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