Das Wexford Opera Festival präsentiert sich mit einem Programm, das schon 2020 hätte gezeigt werden sollen. So ganz überzeugt hat das Konzept, musikalisch an den englischen Dramatiker William Shakespeare anzuknüpfen, zwar nicht, gesungen wurde dafür vortrefflich.
Von Hugh Canning
Der Lockdown 2020 machte Rosetta Cucchis Einstand als Künstlerischer Leiterin jenes Festivals, mit dem sie schon während der Ägide ihrer Vorgänger Luigi Ferrari (1995-2004) und David Agler (2005-2019) 26 Jahre lang eng verbunden war, einen Strich durch die Rechnung. Eine ambitionierte Liste von Raritäten, wie in Wexford üblich, durch die sich ein Shakespeare-Faden spann, musste komplett abgesagt werden. Cucchi rettete, was zu retten war, durch einen thematischen Rahmen, aufgespannt innerhalb der neuen „Wexford Factory“ – dem ersten Programm des Festivals für Nachwuchskünstler, aus dem ein gekürzter Falstaff gestreamt wurde (Janet Baker und Teresa Berganza zu Anfang, Sergei Leiferkus, Juan Diego Flórez, Ermonela Jaho, Joseph Calleja – sie alle waren in frühen Jahren in Wexford).
Dank flinken Managements ist es Wexford 2021 gelungen, das 2020er-Programm mit einer Sänger- und Dirigentenaufstellung nachzubilden, wie sie der Autor kaum jemals erlebt hat in diesem winzigen Fischerort, der sich gleichzeitig mit Irlands Nationaloper schmücken kann. Um Kompromisse kam man dennoch nicht herum: Nur eines der Werke für die Hauptbühne, Alfredo Catalanis Edmea, war komplett szenisch, Ambroise Thomas‘ Le songe d’une nuit d’été dagegen halbszenisch und Karl Goldmarks Ein Wintermärchen nur konzertant – aufgeführt im gleichen Rahmen wie Thomas‘ bezaubernde Shakespeare-Fantasie.
Neu in Wexford war keiner der drei Komponisten: Catalanis berühmteste (und letzte) Oper, La Wally, wurde hier 1985 im alten Theatre Royal aufgeführt. Die reizende, lose auf Goethe basierende Mignon von Thomas folgte 1986, wohingegen sich Cucchi selbst sicher noch an Goldmarks bekanntestes Stück, Die Königin von Saba, erinnern dürfte, die 1999 unter Ferrari zur Aufführung kam.
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