Schon vor Jahrzehnten warnte der große Musiker und Humanist Yehudi Menuhin vor den Folgen der Umweltzerstörung – und setzte auf Kunst als Gegenmaßnahme. Beim von ihm gegründeten Menuhin Festival im schweizerischen Gstaad nimmt man ihn heute beim Wort und verankert das Thema Nachhaltigkeit nicht nur im Festival-Programm, sondern handelt auch danach. Wie das aussieht, verrät Festival-Intendant Christoph Müller.
Interview: Stephan Schwarz-Peters
Das Gstaad Menuhin Festival rückt den Wandel in den Fokus – vor allem den Klimawandel, und zwar sowohl auf künstlerischer als auch auf realer Handlungsebene. Wie sind Sie diesen Schritt gegangen?
Die Geschehnisse der Zeit gehen auch an uns nicht vorbei. Insbesondere während der Corona-Pause kam uns der Wunsch, auf die gesellschaftlichen Wandlungsprozesse in unserer Festivalplanung einzugehen. Als Verantwortlicher dafür habe ich gespürt, dass wir nicht einfach so weitermachen können wie bisher. Die Themenwahl einer gewissen Beliebigkeit zu überlassen, wäre vor diesem Hintergrund geradezu unverantwortlich. Wir sind ein Kulturunternehmen und haben als solches die Aufgabe, Anregungen zu geben, Anreize zu setzen. Das wollten wir mit dieser Dreijahresplanung angehen. Dabei gibt es zwei Aspekte, um die wir uns kümmern wollen. Das eine ist der betriebliche Teil, bei dem es um Maßnahmen geht, mit denen wir Nachhaltigkeit schaffen wollen und unseren CO2-Ausstoß reduzieren. Und dann den künstlerischen Teil, wo wir versuchen, auf diese Problematik mit musikalischen Programmen zu antworten.
Was war zuerst da, die künstlerisch-programmatische Idee oder der Impuls, einen Beitrag zum Klima zu leisten?
Die künstlerischen Ideen waren zuerst da: die Frage, wie können wir mit unseren Mitteln auf die Geschehnisse unserer Zeit reagieren. Dass wir da schnell beim Klimawandel waren und bei dem, was seit einiger Zeit vor unserer eigenen Haustür geschieht – in der Schweiz schmelzen die Gletscher rasant, jeder Sommer ist heißer als der Sommer davor –, versteht sich fast von selbst. Auch dass wir bei diesem Thema mit der Geigerin Patricia Kopatchinskaja zusammenarbeiten wollten, stand von vornherein fest. Sie ist eng mit dem Festival verbunden und beschäftigt sich in ihren musikalischen Projekten schon lange intensiv mit dem Phänomen des Klimawandels. Wir konnten Patricia Kopatchinskaja nun für einen Dreijahreszyklus gewinnen, bei dem sie saisonübergreifend mit einem besonderen, drei bis vier Veranstaltungen umfassenden Konzertzyklus zu Gast ist. Sein Motto lautet „Music for the Planet“. Um ihn herum haben wir das restliche Programm gebaut.
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