Der Schotte Nicky Spence ist einer der wenigen Tenöre, die im Charakterfach starteten. Er singt heute Heldentenor-Rollen wie Siegmund und ist mit erheblichem Selbstbewusstsein gesegnet. An der Berliner Staatsoper sollte er im Februar in der Rolle des Albert Gregor in Die Sache Makropulos zu hören sein. Doch auf dem Weg zum Flughafen fiel er die Treppe hinunter und musste an den Beinen operiert werden. Über Oper und Gesang haben wir uns trotzdem mit ihm unterhalten.
Interview: Kai Luehrs-Kaiser
An der Berliner Staatsoper sollten Sie die Rolle des Albert Gregor in Die Sache Makropoulos singen. Auf Wunsch des Dirigenten Simon Rattle?
Naja, mit Simon habe ich schon mehr gemacht. In diesem Fall hängt es aber wohl eher damit zusammen, dass ich vermutlich einer der „echtesten“ Janáček-Tenöre bin, die es gibt. Er ist mir in den Schoß gefallen.
Wie das?
Es war nicht geplant. Ich hatte etliches aus dem slawischen Repertoire gesungen, sowohl Tschaikowsky wie Rimski-Korsakow, auch tschechische Rollen. Bei Janáček war es Liebe auf den ersten Ton. Er hat eine gewisse Ehrlichkeit und Direktheit, die mich ansprach. Ich erlebe auch immer wieder, dass Leute, die eigentlich wenig mit klassischer Musik zu tun haben, auf Janáček sofort anspringen.
Hat Ihre Stimme „tschechische“ Qualitäten?
Es scheint so. Das muss daran liegen, dass ich Schotte bin. Die Sprachen fühlen sich ähnlich an in der Kehle. Jede Sprache hat ihren eigenen, ganz unverwechselbaren Geschmack. Janáček fühlt sich für mich sehr gut an im Mund. Irgendwie cremig, nussig wie bei einer Pekannuss und dann würzig im Nachgang. Wir Schotten lieben es, im Winter Glühwein zu trinken. Und genau so, wie Glühwein, fühlt sich Janáček für mich im Abgang an.
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