Seine aktuelle CD ist ganz dem Leitstern Mozart gewidmet. Im Interview spricht der Bariton Rafael Fingerlos über die Bedeutung des Salzburger Meisters für die Sängerstimme – und seine Neigung fürs romantische Repertoire.
Interview: Uwe Friedrich
Sie haben gerade eine CD mit Liedern und Arien von Wolfgang Amadeus Mozart aufgenommen. Fast alle Sänger betonen immer wieder, dass sie ungeheuer gern Mozart singen. Warum ist das so?
Zunächst hat Mozart wie kaum ein anderer Komponist verstanden, für Stimmen zu schreiben. Dann gibt da natürlich noch einen autobiografischen Bezug, denn ich bin in Salzburg mit seiner wunderbaren Musik aufgewachsen. Da konnte man ihm gar nicht entkommen, allein schon deshalb nicht, weil man bei jedem Vorsingen gefragt wird, ob man eine Arie von ihm vorbereitet habe. Das hat auch damit zu tun, dass Mozart eben alle Möglichkeiten einer Stimme ausschöpft und etwaige gesangstechnische Probleme sofort hörbar werden. Genau das macht ihn für uns Sänger zu einem so interessanten Spielfeld. Es ist schwierig, weil man nichts kaschieren und nicht schwindeln kann. Aber es lohnt sich auch extrem, weil seine berührende Musik gleichzeitig anspruchsvoll ist und für ein breites Publikum verständlich bleibt. Ich versuche, auf der Bühne immer authentisch und aufrichtig zu sein, deshalb kommt mir seine Musik entgegen.
Mozart war für Ihre Karriere wichtig, aber ist er auch Ihr Lieblingskomponist?
Wenn ich einen Liebling nennen müsste, wäre das Franz Schubert – dann geht es schnell in Richtung Romantik. Und dennoch ist der Wolferl eine Grundkonstante in meinem musikalischen Leben. Ich bin natürlich vorbelastet. Auch ich bin von Salzburg nach Wien gegangen und habe dort mein Glück gesucht. Ich bin selbstverständlich mit der Zauberflöte aufgewachsen, aber die erste Oper, die ich bewusst wahrgenommen habe, war Le nozze di Figaro. Ein perfektes Stück! Ich kann jede Stimme auswendig, wahrscheinlich bin ich dadurch in die Welt der Oper eingetaucht. Es war deshalb ein großer Wunsch, meine Mozart-CD mit dem Mozarteum-Orchester und einem so erfahrenen Dirigenten wie Leopold Hager aufzunehmen, denn die Salzburger Tradition ist einzigartig.
Gibt es überhaupt eine absolut authentische, österreichische Mozart-Tradition?
Was heißt schon absolut authentisch? Wir sind nicht die Lordsiegelbewahrer einer bestimmten Aufführungspraxis. Mein Ziel war es vielmehr, die Traditionen, Spielweisen und Ideen zu sammeln und zu einer möglichst individuellen, zeitlosen Interpretation zusammenzufügen. Als ich nach einem Dirigenten für die Aufnahme suchte, war es mein ausdrücklicher Wunsch, einen Musiker mit großer Erfahrung und großem handwerklichem Können zu finden. Einen Dirigenten, von dem ich viel lernen kann und der weiß, was guter Gesang ist und welche Unterstützung ein Sänger vom Orchester braucht. Kurz, ich wollte einen Kapellmeister im besten Sinne, der Mozart schon hunderte Male in Wien, an der Met und allen wichtigen Opernhäusern dirigiert hat.
Wie muss man sich das konkret vorstellen? Hat er mit der Autorität seiner Erfahrung gesagt: „Herr Fingerlos, so ist das falsch!“
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