Im Interview spricht die Sopranistin Rosa Feola über die Arbeit mit Riccardo Muti, ihre Repertoire-Entscheidungen und die Frauenrollen in der Belcanto-Oper.
Interview: Uwe Friedrich
Sie treten gerade als Gilda in Verdis Rigoletto an der New Yorker Metropolitan Opera auf. Wie fühlt es sich an, nach der Pause wieder auf internationalen Bühnen zu stehen?
Zwischendurch sah es so aus, als würde auch diese Produktion abgesagt werden. Aber nun machen wir sie doch, und selbstverständlich habe ich mich sehr gefreut, als die Met bekannt gab, dass diese Spielzeit stattfindet. Wieder in New York sein zu können ist einfach herrlich. Inzwischen muss jeder den Impfnachweis erbringen, bevor er das Opernhaus betreten darf, das erleichtert die Dinge. Die Inszenierung ist eine Koproduktion mit der Berliner Staatsoper, aber der Regisseur ändert einiges, so dass wir richtige Proben haben.
Sie sind mit dem Bariton Sergio Vitale verheiratet, während der Corona-Pause waren sie beide praktisch arbeitslos. Wie sind sie damit umgegangen?
Es war eine sehr eigenartige Zeit. In Italien gab es keine Kompensation für ausgefallene Vorstellungen und keine nennenswerte Hilfe vom Staat. Das war also sehr schwierig für uns. Wir haben versucht, das Angenehme in der Situation zu genießen. Wir waren zu Hause, hatten Zeit für uns, für Freunde und die Familie. Zu Beginn dieses Stillstands hatte ich überhaupt nicht das Verlangen, neue Rollen zu studieren. Es fiel mir schwer, mich zu motivieren ohne eine realistische Perspektive, wieder auf der Bühne zu stehen. Dann hatte ich das große Glück, im Sommer 2020 an einigen der Sommerfestivals teilnehmen zu können, als in Italien wieder Kultur stattfand. Ich bin zum Beispiel mit Riccardo Muti in Ravenna aufgetreten und hatte dann auch wieder große Lust auf die Konzerte.
Sie arbeiten viel und gerne mit Muti, der aus Neapel stammt. Sie sind in Caserta aufgewachsen, in der Nähe von Neapel. Gibt es da eine Verbundenheit, eine ähnliche Mentalität, die sie beide verbindet?
Nicht nur in der Stadt Neapel, sondern in der ganzen Region Kampanien pflegen wir eine Mentalität, die uns lieber das Positive in einer Situation sehen lässt als das Negative. Auch in der schlimmsten Dunkelheit suchen wir noch nach dem Licht. Vielleicht liegt das am sonnigen Wetter, dass wir auch ein sonniges Gemüt haben. Seit frühester Jugend bin ich von singenden Menschen umgeben. Schon der Dialekt dieser Gegend hat singenden Tonfall, wir singen sozusagen schon beim Sprechen. Bei uns geht es ziemlich laut zu, und wir teilen unsere Emotionen gerne auch lärmend mit. Gleichzeitig nehmen wir unseren Beruf und unsere Berufung sehr ernst. Man darf nicht glauben, dass wir alles auf die leichte Schulter nehmen. Musik ist für uns eine Verbindung zwischen den Menschen.
Dazu passt, dass Riccardo Muti als sehr ernsthaft gilt, als einer, der seine Vorstellungen streng durchsetzt. Hat er auch Humor?
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