Jung schon startete Francisco Araiza in eine Traumkarriere, gehörte zu den begehrtesten Tenören seiner Generation und wurde selbst von Karajan umgarnt. Mit derselben Leidenschaft, mit der er seine Laufbahn vorantrieb, gibt er heute das Feuer an den Opernnachwuchs weiter. Wer bei ihm lernt, lernt den Beruf des Opernsängers auf eine allumfassende Weise kennen.
Von Stephan Schwarz-Peters
Der Alpenraum ist für Francisco Araiza, der seit Jahrzehnten privat zwischen Zürich und München pendelt, vertrautes Terrain. Dennoch schwingt eine fast touristische Freude in seiner Stimme mit, wenn er von der Pracht des ihn umgebenden Werdenfelser Landes schwärmt: „Es ist herrlich in Garmisch-Partenkirchen – ein wahres Glück, an einem solchen Ort unterrichten zu dürfen.“ Hier, inmitten der wohl bayerischsten aller Bergkulissen, ist der Tenor mit den mexikanischen Wurzeln Gast der Richard-Strauss-Tage. In seinem Gefolge: sechs ausgewählte junge Sängerinnen und Sänger, die er am Wohnort des Rosenkavalier-Schöpfers bei einem Meisterkurs unterrichten wird; nur wenige Tage zuvor hatte sich Araiza in gleicher Mission in Wien aufgehalten. Man könnte meinen, das übliche Geschäft eines erfahrenen internationalen Opernstars, der nun sein Wissen imagefördernd an die nächste Generation weitergibt. Doch im Fall Francisco Araizas ist der pädagogische Eros weit ausgeprägter als bei den meisten seiner Kollegen. Das Unterrichten, merkt man, ist ein fundamentaler Teil seiner musikalischen Persönlichkeit, und er spricht mit derselben Leidenschaft davon wie von seiner an Ritterschlägen gewiss nicht armen Karriere.
Gesangstechnik und deren Vermittlung
„Ich hatte damals einen so fantastischen Unterricht, und es war mir schon während meiner Ausbildung klar, dass ich das eines Tages weitergeben muss“, sagt er, der sich selbst nach seinem parallelen Musik- und BWL-Studium in seiner Heimatstadt Mexico City den letzten Schliff bei der österreichischen Gesangspädagogin Erika Kubacsek geholt hatte. Was Gesangstechnik und deren Vermittlung, aber auch was den Umgang mit und die Einschätzung von jungen Sängern angeht, macht Araiza so schnell niemand etwas vor. Bei all seinen bisherigen Stationen, etwa als Professor an der Stuttgarter Musikhochschule von 2003 bis 2016 oder als langjähriger Coach des für seinen besonders vielversprechenden Nachwuchs bekannten Zürcher Opernstudios, waren es nicht zuletzt angehende Tenöre, die seinen Rat suchten. Im ihm nicht anzumerkenden Rentenalter hat er das offizielle Pädagogenamt nicht aufgegeben. 2019 nahm der Sänger, Jahrgang 1950, eine Professur an der Königlichen Musikhochschule in Madrid an. Zudem hat er seit 2016 in Mexiko City einen Lehrstuhl inne, der nicht nur eigens für ihn geschaffen, sondern auch nach ihm benannt wurde: eine Bestätigung für den Sänger und für den Lehrer Francisco Araiza.
Jetzt weiterlesen!
Dies ist Premiummaterial. Testen Sie unsere Angebote, um den gesamten Artikel zu lesen.
Abonnieren
Das aktuelle gedruckte Heft jetzt bestellen oder komplett online lesen!Jetzt mit wenigen Klicks zum OPER!-Inhalt
Ausprobieren
Zwei ausgewählte Artikel kostenlos lesen? Dann registrieren Sie sich hier!In dieser Ausgabe kostenlos: