Kurz vorm ersten Lockdown 2021 abgesagt, soll Rued Langgaards Oper Antikrist nun im Januar an der Deutschen Oper Berlin Premiere haben. Für den Regisseur Ersan Mondtag ist die spätromantisch vertonte Apokalypse eine Abrechnung mit dem Kapitalismus und ein Fingerzeig, wie die Zerstörung der Natur u.a. Seuchen hervorbringt.
Von Andreas Berger
Apocalypse now in Berlin. Mit der Erstaufführung des Antikrist von Rued Langgaard (1893-1952) im Januar an der Deutschen Oper Berlin kommt ein Stück spätromantisch orchestrierter Weltuntergang endlich auch in einer Opernmetropole an. Der 1987 geborene Ersan Mondtag, Freund experimenteller Formen und schon dreimal mit Inszenierungen beim Berliner Theatertreffen eingeladen, hat die Regie kurz vorm ersten Lockdown fertiggestellt, die Premiere fand nicht mehr statt. Stattdessen lief eine Pandemie aus dem Ruder, die biblische Endzeitvisionen, wie sie der 1920 entstandenen Oper zugrunde liegen, ziemlich nachvollziehbar macht. „Man kann die Produktion nicht mehr unabhängig von der Pandemie sehen, da kommen wir nicht mehr raus“, sagt Mondtag in unserem Gespräch. Angesichts der Covid-Bedrohung und ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen sei es die Oper der Stunde.
Dass seine Deutung nicht im engeren Sinn religiös sein wird, darf man ihm getrost glauben. „Ich bin muslimisch sozialisiert, aber seit ich 13 bin, verstehe ich mich als Atheist.“ Er wolle die religiösen Dimensionen Langgaards allerdings auch nicht ausblenden, ein noch so wenig gespieltes Werk müsse in seinen Grundaussagen erst einmal erfahrbar gemacht werden. „Dafür muss ich es aber auch in meine Gegenwart in der Charlottenburger Stadtgesellschaft überführen.“
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