Die Oper Amsterdam zeigt die europäische Erstaufführung von Jeanine Tesoris Blue in der Regie des Librettisten Tazewell Thompson. Doch Musik und Inszenierung bleiben in Klischees stecken.
Von Uwe Friedrich
Ein Clown in Blau sei er, wirft der pubertierende Sohn seinem Vater vor. Blau ist die Farbe der amerikanischen Polizeiuniform, und der Sohn kann nicht verstehen, wie ein schwarzer Mann sich diesem Staat zur Verfügung stellen kann, dessen rassistisch motivierte Polizeigewalt eine tägliche Gefahr für schwarze Heranwachsende wie ihn ist. Blue ist auch der Titel von Jeanine Tesoris Oper nach einem Libretto des Dramatikers und Regisseurs Tazewell Thompson, der den Familienkonflikt dadurch verschärft, dass der Sohn bei einer friedlichen Demonstration von einem Kollegen des Vaters erschossen wird. Im ersten Teil der Oper wird chronologisch gezeigt, wie sich die Eltern während der Schwangerschaft auf ihren Sohn freuen, wie der Vater sich um das neugeborene Kind kümmert, schließlich die Auseinandersetzung zwischen dem gesellschaftspolitisch engagierten Pubertierenden und dem besorgten Vater. Das ist alles Vorgeschichte für das eigentliche Drama der Eltern, nämlich wie sie mit dem Verlust ihres Kindes umgehen. Das wird im zweiten Teil erzählt, wenn der Vater dem Priester sein Leid klagt und bekennt, dass er nunmehr den Kollegen erschießen möchte, der seinen Sohn tötete, oder wenn die untröstliche Mutter von ihren besten Freundinnen aufgerichtet wird.
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