Gegen Boris Godunow zur Saisoneröffnung der Scala hatte es Proteste gegeben, so wie russische Werke derzeit vielfach unter Vorbehalt stehen. Das Opernhaus beharrte auf seiner Wahl und lieferte eine musikalisch hervorragende Premiere ab.
Von James Imam
Sollen westliche Theater russische Opern aufführen? Diese Frage stellte sich zum Eröffnungsabend der Scala-Saison. Celebrities, die bis zu 2.500 Euro für ihre Tickets zu Mussorgskys Boris Godunow hingeblättert hatten, posierten auf dem roten Teppich vor kostümierten Wachen, die genug Troddeln für eine Königskrönung am Leib hatten. Premierministerin Giorgia Meloni teilte sich die zentrale Loge mit Italiens Präsident Sergio Mattarella und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Vor dem Drama auf der Bühne kam das Drama abseits der Bühne: Am Morgen der Vorstellung bewarfen Klimaaktivisten die Fassade des Theaters mit Farbe, am Abend, während die Zuschauer kamen, versammelten sich Demonstranten auf dem Vorplatz, um gegen staatliche Kürzungen zu protestieren. Die Schlagzeilen beherrschte allerdings Mussorgskys Oper, denn im November hatte der ukrainische Konsul in Mailand die Scala aufgefordert, die Produktion zu streichen – so wie dies im März bereits die Polnische Nationaloper getan hatte, um öffentlich Putins Krieg anzuprangern.
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