Marc Albrecht führt Franz Schrekers Schatzgräber zum Triumph an der Deutschen Oper Berlin. In der Regie von Christof Loy sieht die fiese Geschichte auch noch gut aus.
Von Eleonore Büning
In diesem Stück steckt alles drin, was das große Kino braucht. Ein Vollweib, eine Frigide, ein Dummerjan, der alte Sack, der Strippenzieher, der Träumer mit dem Kopf in den Wolken. Dazu dieser obskure, im Titel versprochene „Schatzzzsss“, dazu bestimmt, sie alle zu knechten, zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden. Wie bei Tolkin geht es in Franz Schrekers Der Schatzgräber um die Gier nach Gold und Macht. Anders als bei Tolkien ist die Sache nicht ganz jugendfrei. Psychosexuelle Neurosen spielen in allen Schreker’schen Opernkrimis eine Hauptrolle. Hier geht es um eine mangels Sex aussterbende Dynastie sowie um die einzig wahre, große Liebe, die trotz reichlich Sex stracks in den Tod führt.
Schrekers fünfte und zugleich erfolgreichste Oper, entstanden in den letzten Jahren des Ersten Weltkriegs, ist ein tolles, dralles Machwerk. Jeder, der sich dort hineinbegibt, denkt sich früher oder später: Das muss ein Meisterwerk sein! Die Musik hat einen Sog. Die Parabel wirkt auf verstörende Weise aktuell. Das Libretto hatte sich Schreker selbst geschrieben, mit dem blanken Verismo im Nacken und den Ideen von Freud und Weininger im Hinterkopf. Aber das ist noch nicht alles. Der Schatzgräber knüpft einerseits an die Tradition der nachwagnerischen Märchen- und Mittelalter-Stoffe an, das Stück gehört andererseits in die Kategorie einer politisch motivierten Künstleroper, wie sie Anfang der 20er-Jahre in Mode kam.
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